Zeitzeugen des 17. Juni 1953 für Symposium gesucht
Vor 65 Jahren gab es in der DDR den Arbeiteraufstand gegen das SED-Regime. Auch im heutigen Bezirk Treptow-Köpenick gingen Zehntausende auf die Straßen. Für ein Symposium werden Zeitzeugen der Ereignisse gesucht.
„Dieses Jahr steht für uns im Zeichen der Erinnerung an den Volksaufstand, mit dem das SED-Regime 1953 ins Wanken geriet. Wir haben bereits 2007 eine Straße nach dem Köpenicker Streikführer Siegfried Berger benannt, nicht ohne Widerstände von Ewiggestrigen, die den Funkwerk-Mitarbeiter als Konterrevolutionär verunglimpften“, sagt Bürgermeister Oliver Igel (SPD), von dem die Idee zum Symposium stammt.
Der heutige Bezirk Treptow-Köpenick war damals eine der Keimzellen des Aufstands. Bereits am 13. Juni 1953 hatten Bauarbeiter im Ausflugslokal „Rübezahl“ in Reden gegen die ungerechten Normerhöhungen polemisiert und mit Streik gedroht. Ein Gedenkstein erinnert seit 2013 vor Ort am Müggelsee daran.
Wie der Bürgermeister berichtet, sind in einem vor 15 Jahren entstandenen Buch der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur auch mehrere Zeitzeugenberichte von Streikteilnehmern aus Betrieben des Bezirks überliefert. Betriebe wie die Yachtwerft Köpenick, das Funkwerk, EAW Treptow sowie das Transformatorenwerk Oberschöneweide und das Kabelwerk Oberspree wurden durch mehrere zehntausend Streikende fast komplett stillgelegt. „Der eine oder andere Streikteilnehmer lebt sicher noch und könnte vor der Öffentlichkeit über die Geschehnisse von 1953 berichten“, sagt Oliver Igel.
Das Symposium am 27. Juni im Köpenicker Rathaus ist auch dem 100. Geburtstag von Siegfried Berger (1918-2002) gewidmet. Berger war SPD-Mitglied und arbeitete als Bewohner Ost-Berlins illegal für das Ostbüro der SPD. Am 17. Juni 1953 wurde der Hochfrequenzingenieur von seinen Kollegen im Funkwerk Köpenick zum Streikführer gewählt. Für sein Eintreten für Arbeiterrechte und Demokratie verurteilte ihn die russische Besatzungsmacht zu sieben Jahren Arbeitslager.
Wer als Zeitzeuge den 17. Juni 1953 im heutigen Bezirk Treptow-Köpenick erlebt hat und für Gespräche während des Symposiums zur Verfügung stehen möchte, meldet sich direkt im Büro des Bürgermeisters unter oliver.igel@ba-tk.berlin.de oder 902 97 23 00.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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