Die Berliner Woche blickt zurück (Ausgabe Köpenick)
Januar
Zum wiederholten Mal wurde das SPD-Büro "Ansprechbar" in der Siemensstraße attackiert. Unbekannte warfen zwei Scheiben mit Pflastersteinen eingeworfen. Die Täter wurden nicht gefasst.
Der Bezirk hat die sogenannten Kiezkassen aufgestellt. Im ganzen Bezirk stehen dafür 50.000 Euro zur Verfügung. Auf Bürgerversammlungen sollen Anwohner entscheiden, wofür das Geld eingesetzt wird. In Friedrichshagen zum Beispiel können 3600 Euro, in Müggelheim 1300 Euro ausgegeben werden.
Februar
Im Märchenviertel geht die Angst um. Rund 700 Wohnungen sind an einen Investor verkauft worden, der plant kostspielige Sanierungen. Nach Bürgerprotesten gibt es ein Dreivierteljahr später eine Lösung. Modernisierungsvereinbarungen schützen die Interessen der Stammmieter.
Zum Aufreger wird die Allende-Büste vor dem Schulgebäude an der Pablo-Neruda-Straße. Die SPD-Fraktion hat die Versetzung des Denkmals beantragt. Nach monatelanger Diskussion wird ein neuer Standort gefunden, die Plastik am 40. Jahrestag des Todes von Allende am 11. September dort eingeweiht.
März
Die Deutsche Bahn schiebt Köpenick aufs Abstellgleis. Die viele Jahre propagierten Pläne für einen Regionalbahnhof sind plötzlich Altpapier. Ein zusätzlicher Halt in Köpenick würde den Güterverkehr auf der Fernstrecke Aachen-Kaunas stören, so die Bahn.
Das Freiwilligenzentrum "Sternenfischer" besteht fünf Jahre. Seit 2007 wurden 1700 Ehrenamtliche an Vereine vermittelt und über Freiwilligentage ehrenamtliches Engagement befördert.
April
Ein Verein will das historische Gebäude des Humboldt-Gymnasiums an der Oberspreestraße wieder mit Fliesen versehen. Die waren vor 40 Jahren abgeschlagen und durch schlichten Putz ersetzt worden.
Die Hochschule für Technik und Wirtschaft hat einen Anbau erhalten. In dem 3,8 Millionen Euro teuren Neubau am Spreeufer in Oberschöneweide findet das Forschungs- und Weiterbildungszentrum für Kultur und Informatik Platz.
An den früheren Arbeiterzeltplatz "Kuhle Wampe", der sogar einem Film den Namen gab, erinnert jetzt ein Schild am Ufer des Müggelsees. Die Idee kam vom Heimatverein Müggelheim, geschnitzt haben es die Forstleute vom Revier Müggelheim.
Mai
Rahnsdorf steht ohne Freiwillige Feuerwehr da. Über Jahre fehlte der Nachwuchs, zuletzt kamen bei Alarm nur noch vier Wehrleute unter Feuerwehrchef Jürgen Porth in die Wache. Nach 37 Jahren hängt er seinen Helm an den Nagel.
Positiv sieht es bei der Entwicklung des Wohnungsbaus aus. Nach Berechnungen des Senats könnten in Treptow-Köpenick bis 2020 rund 10.000 neue Wohnungen entstehen. An der Wuhle und an der Hoernlestraße wird zu dieser Zeit vom Beamtenwohnungsverein und der Genossenschaft Köpenick Nord schon gebaut.
Juni
Im Gasthaus "Rübezahl" wurde vor 60 Jahren der Streik beschlossen, der am 17. Juni 1953 zum Arbeiteraufstand wurde. Unterstützt vom Heimatverein Köpenick lässt der Bezirk einen Findling mit Gedenktafel aufstellen, die an diesen Teil der deutschen Geschichte erinnert.
Der Bezirk hat jetzt einen Denkmalrat. Bezirksverordnete, Fachleute, Historiker und Berliner-Woche-Reporter beraten den Baustadtrat und den Leiter der unteren Denkmalschutzbehörde in Fachfragen.
Müggelturm-Wirt Andras Milak ist schockiert. Unbekannte haben seinen Imbiss am Fuß des Turms in Brand gesteckt. Viele Freunde und auch Leser der Berliner Woche helfen und spenden. Im Juli öffnet ein neuer Imbiss.
Juli
Zwei Wanderer kommen von großer Tour zurück. Jan Zielske aus Oberschöneweide war fünf Jahre als Tischlergeselle auf Waltz. Matthias Stütz, im Hauptberuf Chef im Kino Union, war gut 18 Monate mit seinem Expeditionsmobil sowie Frau und zwei Kindern in Südamerika unterwegs. Rund 30 000 Fotos hat er aufgenommen.
Im Wald bei Rahnsdorf knallt es gelegentlich. Jedoch nicht, weil Wildschweine erlegt werden, sondern weil die Berliner Wasserbetriebe ihre Brunnen mit kleinen Sprengungen sanieren.
Rechtzeitig vor der Bundestagswahl schränkt der Bezirk die Wahlwerbung ein. Ganze Straßenzüge, darunter die Köpenicker Altstadt, sollen verschont bleiben. Das wird später dann sogar kontrolliert.
August
Das Jazzfest in diesem Jahr wird das letzte sein. Ratskeller-Wirt Wolfgang Pinzl gibt bekannt, dass es keine Fortsetzung gibt. Grund sind Sanierungsarbeiten auf dem Rathaushof und ungeklärte Vertragsverhältnisse.
Am Hirschgartendreieck heißt es wieder "Fahrt frei". Nach dreijähriger Bauzeit ist der wichtige Verkehrsknoten fertig, mit neuer Streckenführung für Autos und Straßenbahn.
September
Die Berliner Woche entdeckt im Museum Köpenick historische Farbfotos von 1958. Die darauf abgebildeten Kinder erweisen sich später als Tanzensemble des Kabelwerks Oberspree, eine der Tänzerinnen berichtet von jener Zeit.
Gerade einmal fünf Jahre alt ist der Kunstrasen in der Wuhlheide. Trotzdem zerbröselt er unter den Schuhen der Spieler von Askania Cöpenick. Der Platz wird gesperrt. Nach der Reparatur kann ab Ende November wieder gespielt werden.
Gegen die vom Bezirk geplante flächendeckende Parkbewirtschaftung der Köpenicker Altstadt regt sich Widerstand. Eine Initiative um Stefan Förster vom Heimatverein sammelt Unterschriften, um mit einem Bürgerbegehren die Pläne des Bezirks zu stoppen.
Oktober
Die Anwohner aus dem Allende-Viertel heißen die Flüchtlinge im Heim an der Salvador-Allende-Straße willkommen. Auf Bürgerversammlungen wurde über die Einrichtung des Flüchtlingsheims informiert. Rechtslastiges Geschrei wie zuvor in Hellersdorf blieb aus.
Die Ruderfähre in Rahnsdorf stellt nach 102 Jahren den Betrieb ein. Dem Senat war das vor allem von Touristen und Ausflüglern genutzte Angebot zu teuer. Rund 18.000 Unterschriften für den Erhalt haben nicht zum Umdenken geführt.
November
Unbekannte zerstachen im Allende-Viertel fast alle Reifen von 75 Autos. Wie bei einem ähnlichen Vorfall im September 1998 blieben sie unerkannt.
Die Gaslaternen in Karolinenhof, am Pflanzgartenplatz und vor dem Bahnhof Köpenick sollen erhalten werden. Der Bezirksdenkmalrat setzt sich dafür ein.
Der Bezirk legt einen Gegenentwurf zum geforderten Personalabbauprogramm des Senats vor. Bis 2020 sollen 251 Stellen gestrichen werden. Bürgermeister Oliver Igel fürchtet Einschränkungen bei den Leistungen für die Bürger.
Dezember
Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Grünau gibt es nur noch 13 aktive Retter, gebraucht werden 27. Mit verstärkter Mitgliederwerbung soll die in einigen Jahren drohende Schließung verhindert werden.
Die Regiekolonne, eine Art Feuerwehr des Tiefbauamts, ist auf den Winter eingerichtet. Auf dem Bauhof an der Dahmestraße liegt Kaltasphalt bereit, um bei plötzlichen Wintereinbruch sofort Schlaglöcher schließen zu können.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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