Integrationslotsin Simran Sodhi unterstützt Zuwanderer im Bezirk
Vor vier Jahren kam die Inderin Simran Sodh, studierte Germanistin und Kulturanthropologin, nach Berlin. Sie hatte während ihres Studiums viel über Deutschland und seine Kultur gelernt, auch die Sprache beherrschte sie. Also wagte Sodhi den Sprung ins kalte Wasser.
Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie das Leben aussieht, wenn man kaum jemanden kennt und die Umgebung völlig fremd ist. Obwohl Sodhi sich schon damals gut verständigen konnte, stieß sie schnell an ihre Grenzen. "Es erschien mir alles so kompliziert", sagt die 27-Jährige und lacht. "Zuerst musste ich mich beim Bürgeramt melden. Nur mit dem Meldeschein konnte ich ein Bankkonto eröffnen. Und erst dann war es möglich, eine Wohnung zu mieten. Das muss man ja alles erst mal wissen." Simran Sodhi hatte das Glück, eine Freundin in Berlin zu haben, die ihr alles Wichtige erklärte. "Ohne sie wäre ich aufgeschmissen gewesen", erinnert sie sich.
Aber nur die wenigsten haben die Möglichkeit, sich an einen Bekannten wenden zu können. Zugewanderte sind oft auf sich allein gestellt, müssen selbst herausfinden, wo sie eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen, welche Krankenversicherungen es gibt und was ein Wohnberechtigungsschein ist. Aber für Einwanderer ohne Deutschkenntnisse scheint das Alltägliche wie eine unüberwindbare Hürde.
Für diese Menschen ist Simran Sodhis Büro im Familienbegegnungszentrum, in Altglienicke, seit Januar eine Anlaufstelle. Als Integrationslotsin hilft sie Zugewanderten in Treptow-Köpenick, sich im Alltag zurechtzufinden, versucht Sprachbarrieren abzubauen und den Zugang zu Bildung zu erleichtern.
"Ich unterstütze Migranten in den unterschiedlichsten Bereichen. Oft helfe ich ihnen dabei, Anträge auszufüllen, begleite sie zum Arzt und zu Behörden oder unterstütze sie bei der Wohnungssuche", sagt Sodhi.
Als Kulturanthropologin weiß Simran Sodhi, dass man über den eigenen Tellerrand hinausblicken muss, um fremde Kulturen zu begreifen. Sie kennt die schwierige Situation, in der sich viele Einwanderer befinden. Auch sie ärgert sich oft über Engstirnigkeit. "Am meisten nerven mich die Vorurteile, mit denen mir manche begegnen", sagt Sodhi. "Ich werde oft gefragt, was denn zum Beispiel mein Vater dazu sagt, dass ich nach Deutschland gezogen bin. Das passe ja nicht ins traditionelle Rollenbild."
Doch die 27-Jährige ist eben keine bevormundete Tochter. Sie trägt eine wilde Lockenmähne und wirkt bestimmt und selbstbewusst. Das muss eine Integrationslotsin auch sein. "Bei Behörden oder auf Wohnungssuche muss man schon mal forsch sein und nachhaken, sonst fertigen die einen ganz schnell ab", sagt sie.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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