Rund 350 Anwohner bei Gespräch zum Flüchtlingsheim
"Davon haben sich 350 Anwohner angemeldet", berichtet Sven Schmohl, der Integrationsbeauftragte des Bezirks. Die Diskussionsrunden wurden als geschlossene Veranstaltung durchgeführt. Damit sollte vermieden werden, dass die Gesprächsrunden zur Bühne für angereiste Rechtsextremisten werden.Die Fragen der Bürger waren erfreulich unaufgeregt. Kaum einer der Gesprächsteilnehmer sorgte sich um sein Auto, das Fahrrad oder die Wäsche auf dem Trockenplatz. Dafür standen Fragen wie nach der Reputation des Heimbetreibers im Vordergrund. Ewald Möller vom Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk teilte mit, dass die gemeinnützige Aktiengesellschaft zwar erstmals ein Flüchtlingsheim, dafür aber seit Jahrzehnten rund 10 000 Heimplätze für Behinderte und Jugendliche mit Problemen betreibt. Unter den vier Betreuern, einem Verwalter und dem Hausmeister werden zwei Mitarbeiter sein, die auch arabisch sprechen, der Heimleiter spricht auch serbokroatisch, Grundkenntnisse in Englisch haben alle sechs Mitarbeiter.
Gefragt wurde auch nach Spielmöglichkeiten für die geschätzten 50 Kinder. Dafür will die Wohnungsgenossenschaft Amtsfeld ihren nahe gelegenen Spielplatz öffnen. Außerdem sollen auf dem Grundstück Spielmöglichkeiten geschaffen werden. Unterstützung wird es vermutlich von örtlichen Sportvereinen geben. "Wir haben alle Vereine angeschrieben und gebeten, den Flüchtlingen Trainingsmöglichkeiten auf Zeit einzuräumen", teilt Sven Schmohl mit.
Vertreter des Mieterbeirats Allende-Viertel haben inzwischen die Bürgerinitiative "Flüchtlinge willkommen" gegründet und für die Unterstützung ihres Engagements eine Internetseite eingerichtet. "Dort können Sachspenden angeboten, Vorschläge zur Unterstützung des Heims gemacht und Fragen gestellt werden", sagt Eberhard Aurich, einer der Initiatoren. Ins Auge gefasst hat die Bürgerinitiative bereits eine Aktion zum Nikolaustag und einen Arbeitseinsatz für eine Spielfläche.
Im Gegensatz zu einer Informationsveranstaltung in Hellersdorf, auf der sich rechtsradikale Krakeeler der Mikrofone bemächtigt hatten, gab es in Köpenick keine Zwischenfälle. Nach 90 Minuten waren alle Fragen beantwortet, der anwesende Leiter des Polizeiabschnitts und seine rund 20 Beamten vor der Tür brauchten nicht einzugreifen.
Die ersten Flüchtlinge sollen nach notwendigen Umbauarbeiten Mitte November kommen. Das Heim soll höchstens bis Ende 2014 in Betrieb bleiben, dann wird es abgerissen, damit die Wohnungsbaugenossenschaft Amtsfeld dort ihre Pläne zur Errichtung von seniorengerechten Wohnungen umsetzen kann.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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