Schöneiche setzt auf behutsames Wachstum

Bürgermeister Ralf Steinbrück im Rathaus. | Foto: Ralf Drescher
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Die Gemeinde Schöneiche grenzt direkt an Friedrichshagen und Rahnsdorf.

Wobei Gemeinde fast eine Untertreibung ist. Mit 12 750 Einwohnern ist der Ort größer als viele brandenburgischen Kleinstädte.

Im Wendejahr 1990 gab es 8200 Einwohner. „Wir sind nicht so stark gewachsen wie beispielsweise Schönefeld. Wir wachsen langsamer, und die Infrastruktur wie Schulen und Kitas wächst mit“, erklärt Bürgermeister Ralf Steinbrück. Der Sozialdemokrat, von Hause aus Stadt- und Regionalplaner, sitzt seit 2016 im Rathaus an der Dorfaue. Davor hat er das Bauamt im brandenburgischen Storkow geleitet. Geboren ist der 42-Jährige jedoch in Köpenick in den heutigen DRK-Kliniken. Für das moderate Wachstum hat er eine einleuchtende Erklärung. „Schöneiche hat ja keinen direkten Anschluss an die Berliner S-Bahn. Die BVG-Buslinie verbindet uns aber mit den S-Bahnhöfen Rahnsdorf, Wilhelmhagen und Erkner. Die wichtigste Verkehrsanbindung ist jedoch unsere eigene Straßenbahnlinie 88, die befördert pro Jahr rund eine Million Fahrgäste“, berichtet Bürgermeister Steinbrück.

Die Tram, die zum Verkehrsverbund Berlin Brandenburg gehört, ist tatsächlich eine Besonderheit. Sie fährt seit 1910 – seit 1914 elektrisch – zum Bahnhof Friedrichshagen. Und zwar auf sogenannter Meterspur, deshalb können keine Wagen von der BVG genutzt werden, die Normalspur haben. Deshalb gibt es für die Linie mit 14 Kilometern Streckenlänge eine eigene Betriebswerkstatt. Um den Wagenpark nach 1990 zu modernisieren, wurden unter anderem Fahrzeuge der Straßenbahn Heidelberg übernommen.

In Schöneiche gibt es nur 1774 Arbeitsplätze. Der Ort sieht sich in erster Linie als Wohngemeinde. Rund 4000 Schöneicher fahren jeden Tag nach auswärts zur Arbeit, rund 3000 von ihnen nach Berlin.

In der Gemeinde gibt es noch rund 600 unbebaute Grundstücke. Der Wohnungsbau soll jedoch behutsam erfolgen, in den nächsten zehn Jahren die Einwohnerzahl auf rund 15 000 steigen. „Das Bauen in zweiter Reihe wird bei uns seit der Wende nicht zugelassen, der Waldgartencharakter soll erhalten werden“, sagt Ralf Steinbrück.

Die Zusammenarbeit mit den Berliner Nachbarn gestaltet sich manchmal auch schwierig. Meist liegt es daran, dass in Berlin gleich mehrere Behörden mit einer Angelegenheit beschäftigt werden. Als für den geplanten Ausbau des Kieferndamms rund 1500 Quadratmeter Berliner Wald beansprucht werden sollten, stellte sich die Forstverwaltung quer und Schöneiche musste neu planen, der Berliner Wald blieb unangetastet. Ebenfalls offen ist noch eine Lösung für eine bessere Anbindung der Schöneicher Straßenbahn am S-Bahnhof Friedrichshagen. „Wir arbeiten aber sonst ganz gut zusammen, treffen uns regelmäßig im kommunalen Nachbarschaftsforum und in der Fluglärmkommission“, erzählt Steinbrück.

Derzeit baut die Gemeinde an ihrer Infrastruktur. Bis 2019 entsteht eine neue Kita mit 75 Plätzen. In den nächsten Jahren sollen auch 19 Kilometer unbefestigte Anliegerstraßen endlich ausgebaut werden. Auf dem örtlichen Sportplatz ist das Haus des Sports geplant, mit Umkleiden, Sanitärräumen und Mehrzweckraum für Vereinssitzungen. Bisher teilen sich nämlich zwei Fußballvereine und ein Leichtathletikverein fünf Umkleideräume. Verbesserungen sind auch für das Gewerbegebiet zwischen der Gemeinde und der Bundesstraße 1 geplant. Die rund 120 Unternehmen beschäftigen dort rund 500 Mitarbeiter. „Ich kämpfe bei zwei Landkreisen um eine Buslinie, die Schöneiche und das Gewerbegebiet mit dem S-Bahnhof Neuenhagen verbindet. Bisher ist unser Gewerbegebiet nur mit Auto oder Fahrrad zu erreichen“, sagt Ralf Steinbrück.

Für Berliner ist Schöneiche vor allem als Ausflugsziel interessant. In der Schlosskirche und in der Kulturgießerei gibt es Ausstellungen und Konzerte. Im örtlichen Spreewaldpark kann man spazieren und bei genügend hohem Wasserstand sogar eine Kahnfahrt unternehmen. Und an der Dorfaue gibt es ein Fischrestaurant, in dem sogar ein echter Fischer an Topf und Pfanne steht. Hin kommt man am einfachsten mit der Tram 88 vom S-Bahnhof Friedrichshagen, benötigt wird ein Ticket ABC.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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