Köpenick. Im Juni 1933 verschleppten die Nationalsozialisten politische Gegner aus dem Märchenviertel in die Folterstätten der SA. Sozialdemokraten wie Johannes Stelling und Anton Schmaus fielen ihnen zum Opfer. Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig erinnern jetzt an sie.
Initiiert hatten die Ehrung die SPD-Ortsverbände und der Kreisverband der Partei. "Stolpersteine sind eine ganz besondere Form der Erinnerung. Seit Jahren erfährt die ursprünglich für verfolgte jüdische Mitbürger vorgesehene Ehrung eine Ausweitung auf alle Opfer der NS-Diktatur. Und da gehören die Opfer der Köpenicker Blutwoche in jedem Fall dazu", sagt Oliver Igel, Bürgermeister und SPD-Kreisvorsitzender zu den Motiven des Gedenkens.
Geehrt werden vor dem Haus Schmausstraße 2 die SPD-Mitglieder Anton und Johann Schmaus, die zu den ersten Opfern gehörten. Als ein SA-Rollkommando das Haus der Familie stürmte, griff der 22-jährige Anton Schmaus zur Pistole und feuerte, drei SA-Leute starben. Schmaus, der in Notwehr gehandelt hatte, ging selbst zur Polizei. Bei der Überführung ins Polizeipräsidium wurde er von SA-Leuten angeschossen, an den Verletzungen starb er später. An gleicher Stelle geehrt wird KPD-Mitglied Erich Janitzky, der von der SA verhaftet und auf der Flucht erschossen worden war. Am Stellingdamm 36 erinnert ein Stolperstein an Johannes Stelling, den früheren SPD-Ministerpräsidenten von Mecklenburg. Er war von der SA verschleppt und gefoltert worden, seine Leiche wurde Anfang Juli 1933 aus der Dahme geborgen. Am Essenplatz gibt es neben der bereits zu DDR-Zeiten angebrachten Gedenktafel nun einen Stolperstein für Paul von Essen. Das KWO-Betriebsratsmitglied wurde ebenfalls im Juni 1933 verschleppt und ermordet.
Ein weiterer Stolperstein wurde in der Pohlestraße 12 verlegt. Er erinnert an SPD-Mitglied Paul Pohle, der nach schweren Misshandlungen durch die SA tot im Schmöckwitzer Forst gefunden wurde.
In Friedrichshagen wurde ein Stolperstein für Richard Assmann verlegt. Der SPD-Politiker war von SA-Männern aus der Straßenbahn gezerrt, gefoltert, ermordet und dann in den Oder-Spree-Kanal geworfen worden. Er gilt als erstes Opfer der Köpenicker Blutwoche.
Ralf Drescher / RD
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