Anonyme Initiative kritisiert geplante Unterkunft für Asylbewerber

Rahnsdorf. Als Asylbewerberunterkünfte im Allende-Viertel und in Adlershof eingerichtet wurden, ging das ohne größere Proteste ab. Rechte Krakeeler kamen nicht zum Zug, unter anderem, weil der Bezirk rechtzeitig informiert hatte.

Das versucht eine im Anonymen agierende Initiative "Rahnsdorfer Widerstand" jetzt zu ändern. Kaum haben die Bauarbeiten für eine Flüchtlingsunterkunft an der Fürstenwalder Allee 364 begonnen, wird gegen die künftigen Bewohner protestiert. Die Redaktion erreichte eine E-Mail von der "Pressestelle des Rahnsdorfer Widerstands", ohne Namen und nur mit einer Faxnummer versehen. Beigefügt war ein Schreiben, das rund 20 Bewohner einer benachbarten Seniorenanlage unterschrieben hatten. Es soll dort im Hausflur ausgehangen haben. Darin wird behauptet, dass im geplanten Heim verfeindete Nationalitäten untergebracht würden, die sich Kleinkriege liefern würden - und dass die Senioren fürchten, dass auch ihre Wohnungen zur Unterbringung von Asylbewerbern genutzt werden könnten.

Inzwischen sind Kopien des Schreibens auch an das Bezirksamt gelangt. Dort ist man verwundert, hatte man die Einrichtung der Unterkunft für maximal 150 Asylbewerber doch bereits Ende Juni angekündigt. "Wir werden das Gespräch mit den Senioren suchen und versuchen, ihre Bedenken auszuräumen", sagt Gregor Postler, der Integrationsbeauftragte des Bezirks.

Anfang 2015, mehrere Wochen bevor die ersten Bewohner kommen, wird es Anwohnergespräche geben. Dazu werden rund 7000 Bürger aus Rahnsdorf eingeladen. Teilnehmen kann nur, wer eingeladen wurde und sich für einen der Gesprächstermine angemeldet hat. Damit soll vermieden werden, dass, wie im Fall eines Asylbewerberheims in Hellersdorf, ortsfremde Rechtsextremisten die Gesprächsrunde öffentlichkeitswirksam für ihre Hetze nutzen können. Die Informationsveranstaltungen hatten sich im Allende-Viertel und in Adlershof bewährt. Zu einer Häufung krimineller Taten im Umfeld der neuen Heime kam es bisher übrigens nicht. Allerdings gab es rechtsextreme Schmierereien an Fassaden und einen Brandanschlag durch betrunkene Jugendliche in Köpenick.

Keine anonyme Polemik

Ein Kommentar von Ralf Drescher

Ein Flüchtlingsheim in der Nachbarschaft ist in vielen Teilen der Stadt bisher kein Alltag. Und wenn man nicht weiß, wer demnächst nebenan einzieht, sorgt dass auch gerade bei älteren Mitbürgern schnell für Unruhe.

Das ist der Nährboden, den rechts angehauchte Bürgerinitiativen brauchen, um ihr braunes Süppchen zu kochen. Wer die "Pressestelle Rahnsdorfer Widerstand" ist, konnten wir nicht ermitteln. Es fehlt die übliche Angabe in der E-Mail. Und auch das Schreiben, dass man den Senioren in den Hausflur ihrer Wohnanlage gehängt hat, verzichtet auf Benennung der Initiatoren.

Wer eine Meinung hat, der sollte sie mit Name und Adresse verbreiten. Wer aber feige und vermutlich mit Kalkül in der Anonymität bleibt, der will mit uns und auch mit dem Bezirksamt keinen Dialog führen, sondern aus dem Hintergrund Stimmung gegen Flüchtlinge und demokratisches Handeln machen. Das wird nicht aufgehen. Wie schon im Köpenicker Allende-Viertel und in der Radickestraße in Adlershof wird das Geschrei aus der rechten Ecke bald verstummen, wenn Anwohner merken, dass im Heim nebenan auch nur Nachbarn eingezogen sind.

Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 406× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.110× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 771× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.224× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.117× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.