SENIOREN
Das Altenheim wechseln: Was tun, wenn es auf Beschwerden keine Reaktion gibt?
Vor fünf Jahren musste Marion Sorrer ihren Vater und die Stiefmutter von heute auf morgen in einem Altenheim unterbringen. Doch die meisten Heime waren voll belegt. Umso dankbarer war die Familie über eine neu eröffnete Pflegeeinrichtung, in der noch fast alle Apartments frei waren. Doch es lief nicht rund in der Wohnanlage.
Ein großes Problem waren die Mahlzeiten. Es gab keinen Koch in dem Haus, deshalb wurde das Mittagessen von einem Menüdienst geliefert – und es war kalt. Gegessen wurde nicht in der Gemeinschaft, sondern auf dem Zimmer. Damit war das Ehepaar genauso allein wie zuvor in der gemeinsamen Wohnung. Marion Sorrer beschwerte sich zwar bei der Heimleitung, doch sie wurde vertröstet und es verbesserte sich nichts. Außerdem gab es keinerlei Betreuungsangebote. Der Stiefmutter störte das nicht, doch der Vater fühlte sich einsam und hätte gern mit anderen Bewohnern Skat gespielt.
"Ich habe dann versucht, den fehlenden Kontakt auszugleichen und bin oft mit den Enkeln zu meinem Vater gefahren", erzählt Marion Sorrer. So ging das ein Jahr lang. "An einen erneuten Umzug meiner Eltern habe ich mich in dieser Zeit nicht herangewagt, weil mir der Vergleich zu anderen Einrichtungen fehlte." Soll heißen: Gibt es im nächsten Haus ebenfalls derartige Unzulänglichkeiten?
Nach dem plötzlichen Tod des Vaters und einem Klinikaufenthalt der Stiefmutter hat sich Marion Sorrer dann doch dazu durchgerungen, für Waltraud einen Umzug in das Seniorenstift St. Antonius in Berlin-Karlshorst zu organisieren. Dem Team dieser Wohnanlage gelingt es, den von der Klinik vorgegebenen Therapieansatz fortzuführen und die psychische Erkrankung zu händeln. Eine Tagesstruktur hilft, der neuen Bewohnerin Halt zu geben. Nach dem Verlust ihres Ehepartners findet Waltraud Anschluss in ihrer Wohngruppe und mag die Geselligkeit. Sie beobachtet gern die zutraulichen Hasen, die im Garten einen eigenen Bereich haben. Außerdem reagiert sie ausgesprochen positiv auf die jungen Pflegekräfte.
Marion Sorrer ist nun beruhigt, weil sie sich auf die gute Pflege und Betreuung vor Ort verlassen kann. Viermal in der Woche ist sie zu Besuch und kümmert sich um Waltraud – eine Herzensangelegenheit. Das hatte sie ihrem Vater kurz vor seinem Tod versprochen.
Literatur: „Umsorgt wohnen in Berlin-Brandenburg“, 5. Auflage, ISBN 978-3-941891-19-7, 464 Seiten, 19,90 Euro. Erhältlich im Buchhandel, unter Telefon 0800 600 89 84 (gebührenfrei, zzgl. Versand) und im Internet unter www.umsorgt-wohnen.de.
Autor:Jochen Mertens aus Mitte |
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