Rundes Jubiläum für „PlattenGruppe“
Erstes Obdachlosenprojekt in Ost-Berlin wird 30 Jahre alt
Im Jahr 1990 erregte die „PlattenGruppe“ als erstes Obdachlosenprojekt in Ost-Berlin bundesweite Aufmerksamkeit. Auch heute noch setzt sich das Angebot in Köpenick für Menschen ohne Wohnung ein.
Eigenen Angaben zufolge konnten bis heute fast 700 Menschen dadurch den Start in einen neuen Lebensabschnitt finden. Den Anfang machte eine Nacht im November 1990, als ein paar Männer Journalisten zu einem leerstehenden Haus in Köpenick führten, worin sie bereits einige Wochen geschlafen hatten. Die Obdachlosen, die sich in einer Wärmestube in Charlottenburg kennengelernt hatten, wollten von der Straße weg und eine dauerhafte Bleibe. Ihr Ziel war es außerdem, auf den Missstand der vielen leerstehenden Wohnungen aufmerksam zu machen.
„Bitte haben Sie Verständnis für unsere Not und unser Verhalten. Unterstützen Sie uns solidarisch. Wir wollen eine gute Nachbarschaft mit Ihnen“, schrieben sie in einem Offenen Brief. Rund 30 von ihnen schlossen sich in einer „Selbsthilfeinitiative“ zusammen, der späteren PlattenGruppe.
Keine „unsichtbaren Einzelgänger“
Mehr als ein Jahr und zwei Standortwechsel später zog die Gruppe an den Standort, wo sie sie auch heute noch zu finden ist, in der Wendenschloßstraße 135. „So etwas hatte es noch nie gegeben. Obdachlose galten als unsichtbare Einzelgänger. Nun schließen die sich friedlich zusammen, um eigenständig Wohnungen instand zu setzen – und laden auch noch die Presse dazu ein. Von uns Betreuenden wollten sie lediglich Unterstützung im Umgang mit den Behörden, alles andere wollten sie selbst machen“, erinnert sich Sozialarbeiter Jürgen Putze-Denz, der von Anfang an dabei war. Sogar Reporter der eines japanischen Rundfunkteams hätten sich vor Ort umgesehen.
Bis Mitte der 90er-Jahre hat sich die PlattenGruppe selbstverwaltet. Sie organisierte Podiumsdiskussionen und Gespräche mit politischen Vertretern. Seit 2011 ist sie eine Einrichtung der Wohnungslosenhilfe im Diakoniewerk Simeon. 24 Menschen finden in Form von betreutem Gruppenwohnen sozialpädagogische Beratung und Unterstützung. „Rund 70 Prozent der dort auf Zeit lebenden Menschen vermittelt das soziale Projekt aktuell in eigenen Wohnraum“, teilte das Diakoniewerk mit.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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