Ex-Bürgermeisterin engagiert sich im Krankenhaus
Gabriele Schöttler ist Patientenfürsprecherin im DRK-Klinikum Berlin-Köpenick
„Man muss sehr gut zuhören können, sehr kommunikativ sein, gerecht sein und beide Seiten abwägen“, sagt Gabriele Schöttler über ihre Tätigkeit. „Und man darf keine Sorge haben vor den Göttern in Weiß“, schickt sie schmunzelnd hinterher. Die 68-Jährige ist Patientenfürsprecherin im DRK-Klinikum Berlin-Köpenick.
Zwei weitere gibt es im Krankenhaus Hedwigshöhe, insgesamt drei im gesamten Bezirk. Sie werden nach einem Auswahlverfahren für jeweils eine fünfjährige Legislaturperiode von der Bezirksverordnetenversammlung gewählt. Wenn Patienten sich zum Beispiel im Krankenhaus schlecht behandelt fühlen, können sie den für die Klinik zuständigen Patientenfürsprecher anrufen. Dieser hat dann die Aufgabe, zwischen den Patienten, dem Krankenhauspersonal und der Krankenhausleitung zu vermitteln und zu schlichten. Patientenfürsprecher sind unabhängig, prüfen Anregungen und Beschwerden und unterstützen die Patienten in der Wahrnehmung ihrer Rechte. Es handelt sich um eine ehrenamtliche Tätigkeit, für die es lediglich eine Aufwandsentschädigung gibt. Aktuell liegt diese laut Gabriele Schöttler bei 216 Euro im Monat. Dafür ist sie täglich elf Stunden erreichbar, derzeit ausschließlich telefonisch und per E-Mail, denn seit Beginn der Corona-Pandemie pausiert ihre wöchentliche Sprechstunde im Krankenhaus.
Dort sind auf jeder Station Aushänge mit ihren Kontaktdaten zu finden, darüber hinaus auch auf den Internetseiten des Klinikums und des Bezirksamts. Dennoch wissen viele Bürger bis heute nicht, dass es Patientenfürsprecher überhaupt gibt. In dieser Funktion bekommt es Gabriele Schöttler mit einer Vielzahl unterschiedlicher Anfragen und Beschwerden zu tun. Meist seien es nur kleine Mängel und Kommunikationsprobleme, die sie schnell lösen könne. „Der größte Teil der Patienten ist zufrieden mit den Leistungen des Krankenhauses Köpenick“, sagt sie. Gelegentlich wollten Patienten am Telefon einfach nur Lob aussprechen. Es gebe allerdings immer wieder mal Kritik über das Essen. Ein Diabetiker habe beispielsweise mal geklagt, dass ihm zum Frühstück die falsche Schrippe serviert worden sei.
20 bis 25 Anrufe im Monat
Seit Ausbruch der Pandemie hätten sie immer wieder Patienten angerufen, weil sie nicht nah genug an ihre Angehörigen herangekommen seien. Zum Schutz vor Infektionen sind im Krankenhaus nur sehr eingeschränkt Besuche möglich. Aufgrund der hohen Belastung konnte das Personal auch nicht mehr wie sonst den Angehörigen jederzeit Fragen beantworten und erklärend zur Seite stehen. „Da muss man dann ein bisschen vermitteln und um Verständnis werben, denn die Pflegekräfte haben natürlich unheimlich viel zu tun.“ Die meisten hätten sich dann auch sehr einsichtig und verständnisvoll gezeigt. Allerdings sei es auch vorgekommen, dass manche Angehörige ohne Maske das Krankenhaus Köpenick betreten wollten und dann vom Sicherheitspersonal abgefangen werden mussten. Manchmal erreichten sie Fragen, ob die verabreichten Medikamente auch die richtigen seien. Diese könne sie jedoch nicht beantworten, denn sie sei schließlich keine Ärztin. Einen wirklich dramatischen Fall hatte Gabriele Schöttler bislang noch nicht zu bearbeiten. Allerdings erinnert sie sich noch gut an einen Mann, der in der Gefäßchirurgie operiert wurde und anschließend keine blutgerinnenden Medikamente bekam. Es stellte sich dann heraus, dass kein Fehler des Personals vorlag, sondern der Patient sein Rezept vergessen hatte vorzuzeigen. Das hätte durchaus lebensbedrohlich ausgehen können.
Etwa 20 bis 25 Anrufe erreichen die Ehrenamtlerin monatlich. Viele Menschen in Treptow-Köpenick kennen Gabriele Schöttler, die von 1998 bis 2002 Senatorin war (zunächst für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen, später kamen zusätzlich die Ressorts Gesundheit und Soziales dazu), noch als frühere Bezirksbürgermeisterin. Dieses Amt übte die Sozialdemokratin von 2006 bis 2011 aus. Noch heute komme es deshalb immer wieder mal vor, dass Patienten sie nur deshalb anriefen, weil sie sich freuen, dass „die Gabi“ ihre Fürsprecherin sei. Dann werde sie eingeladen, einfach mal zum Plaudern im Krankenzimmer vorbeizukommen.
Im Grunde genommen könne jeder Mensch als Patientenfürsprecher tätig sein, meint Gabriele Schöttler, die lange vor ihrer politischen Karriere in der DDR eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert und zehn Jahre in diesem Beruf gearbeitet hatte. „Es ist ein angenehmes Ehrenamt, weil ich das Gefühl habe, dass ich den Patienten helfen kann und vom Krankenhaus auch die Unterstützung dafür bekomme.“ Deshalb wird sie sich auch noch einmal für weitere fünf Jahre zur Wahl stellen.
Zu erreichen ist Gabriele Schöttler für Patienten des Krankenhauses Köpenick und deren Angehörige täglich von 9 bis 20 Uhr unter der Telefonnummer 30 35 37 90 und per E-Mail an gabischoettler@t-online.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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