Hauptmannbild sucht neue Heimat
Köpenick. Nur drei Jahre lang grüßte der Hauptmann von Köpenick alle, die über die Wendenschloßstraße in Richtung Wendenschloß unterwegs waren. Weil auf dem Nachbargrundstück gebaut wurde, musste das 100 Quadratmeter große Wandbild im April 2016 ins Lager. Dort liegt es noch immer.
Jürgen Putze-Denz, Sozialarbeiter bei der „Plattengruppe“ des Diakoniewerks Simeon, öffnet eine Tür in der Remise. Gemeinsam mit Achim Purwin zieht er ein paar Decken von bunten Metallplatten. Zum Vorschein kommen der Kopf des Hauptmanns von Köpenick und weitere Teile. Purwin hatte die Figur für das Wandbild vor fünf Jahren entworfen. Es sollte am Beispiel des kriminellen Schuhmachers aus Tilsit zeigen, in welchem Dilemma noch heute Menschen stecken, die weder Arbeitsplatz noch Wohnung haben. In der „Plattengruppe“ wird nämlich genau diesen Menschen eine Perspektive geboten.
„Wir haben uns mehrfach bemüht, einen neuen Ort für das Wandbild zu finden. Mal war die Größe – zehn Meter hoch – und dann wieder der Denkmalschutz das Problem. Wir suchen aber weiter und wollen eigentlich, dass der Hauptmann von Köpenick in seiner Heimat bleibt“, sagt Sozialarbeiter Putze-Denz. Jetzt will er sich Hilfe bei örtlichen Politikern holen und deren Kontakte zu Vermietern nutzen. „Ich möchte auch, dass das Hauptmann-Bild im Bezirk bleibt. Ich werde deshalb noch einmal mit der Wohnungsgesellschaft Degewo und der Genossenschaft Amtsfeld sprechen, ob nicht eine Fassade im Allende-Viertel infrage kommt“, sagt Stefan Förster, Abgeordnetenhausmitglied der FDP.
Die Fassade, an der das Wandbild 2012 montiert wurde, gehört der Degewo. Als eine langjährige Brache auf dem Nachbargrundstück bebaut werden sollte, waren die Tage des Bilds an dieser Stelle gezählt. Zum Glück war der Entwurf von Achim Purwin seinerzeit am Computer in elf Teile zerlegt und einzeln auf Aluminiumtafeln gedruckt worden. Ausgeführt hatten die Arbeiten Jugendliche der Helmut-Ziegner-Stiftung.
Sollten alle Versuche scheitern, dem riesigen Hauptmann in Treptow-Köpenick eine neue Heimat zu geben, könnte sich Schöpfer Achim Purwin eine weitere Lösung vorstellen. „Ich habe gerade Tilsit (russisch Sowjetsk) besucht, die Geburtsstadt von Wilhelm Voigt. Dort gibt es keine Erinnerung an den späteren Hauptmann von Köpenick, auch das Geburtshaus steht nicht mehr. Dafür gibt es zahlreiche leere Fassaden, an denen das Bild angeschraubt werden könnte“, sagt Achim Purwin. Noch viel lieber wäre es dem Grafiker aber, wenn sein Wandbild hier bleibt. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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