Eine grüne Oase für alle
Vor 15 Jahren entstand der erste interkulturelle Garten in Berlin
Ein rund 4000 Quadratmeter großes Areal gleich hinter dem Stadion von „Eisern Union“. Hier am Ufer der Wuhle befindet sich Berlins erster Interkultureller Garten. Vor 15 Jahren eröffnete der Wuhlegarten seine Türen, das Jubiläum wird am 24. Juni zünftig gefeiert.
Hintergrund war, dass Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen gemeinsam gärtnern wollten, aber dafür kein Grundstück in einer der Kleingartenanlagen gefunden hatten. Am Anfang machten neben Köpenickern vor allem Menschen aus Russland und Polen, im Bezirk lebende Vietnamesen und Flüchtlinge aus Ländern des früheren Jugoslawien mit.
Der Bezirk stellte das Areal am Wuhleufer zur Verfügung, auf dem sich drei geräumte Lauben befanden. Eigentlich sollte hier eine Kita gebaut werden, wegen sinkender Kinderzahlen wurde das Bauvorhaben gestrichen. „Heute haben wir 45 Mitstreiter aus 16 Nationen in unserem Verein, der Träger des Gartens ist“, erklärt Jens Holfert, der fast von Anfang an dabei ist. Er beackert allerdings keine Parzelle, sondern kümmert sich um neun Bienenvölker, die für Ertragssteigerung beim angebauten Gemüse und Obst sorgen sollen. Da immer wieder Verluste bei den Honigsammlerinnen zu verzeichnen sind, hält sich der Ertrag leider in Grenzen. „Aber für ein Glas Honig für jedes Vereinsmitglied wird es hoffentlich reichen“, meint Holfert.
Zu den Mitstreitern, die sich auf den Honig freuen, gehört auch Haithan, ein Kriegsflüchtling aus Syrien. Er lebt im Heim im nahen Allende-Vierte und kommt derzeit fast jeden Tag zum Gießen seiner Gemüsebeete. Dort hat er unter anderem Zuchini, Tomaten und Gurken angebaut. „Am Wochenende helfen meine Frau und die Kinder beim Gärtnern. Daheim in Syrien habe ich mir manches im Garten meines Großvaters abgeschaut“, erzählt Haithan.
Ein paar Meter weiter schwingt Victor Gherciu die Maurerkelle. Der junge Moldawier ist gerade als Ofenspezialist gefragt. Weil der alte Backofen defekt ist, mauert er einen neuen aus Schamottsteinen und Lehm. Die gusseiserne Tür ist bereits eingebaut, Viktor zieht über eine Schablone jetzt den oberen Bogen des Ofens hoch. „Toll, wie er das einfach aus dem Kopf ohne einen Bauplan macht“, freut sich Hobbyimker Jens Holfert.
Normalerweise bleibt der Interkulturelle Garten Köpenick für Spaziergänger am Wuhleufer verschlossen. Beim Sommerfest am 24. Juni sind Besucher jedoch gern gesehen. Von 14 bis 18 Uhr wird dann am Cardinalplatz 1c zünftig gefeiert, mit Kaffee und Kuchen, Gartenführungen, Angeboten für Kinder, Musik und Tanz sowie Leckerem vom Grill und natürlich aus dem neuen Backofen.
Infos unter www.wuhlegarten.de
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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