André Hofschneider soll den 1. FC Union in die Bundesliga führen
Der 1. FC Union wollte eigentlich Konstanz auf der Trainerposition. Mit Jens Keller schien man einen Fußball-Lehrer gefunden zu haben, der den Verein in die Bundesliga führen kann.
In der vergangenen Spielzeit erreichte der Ex-Trainer von Schalke 04 mit Rang vier die beste gesamtdeutsche Zweitligaplatzierung der Eisernen überhaupt. Jetzt stand Keller kurz vor der Winterpause erneut auf Position vier. Nach der 1:2-Niederlage beim VfL Bochum wurden ihm und seinem dänischen Assistenten Henrik Pedersen aber drei Spiele ohne Sieg in Serie zum Verhängnis. Beide wurden entlassen und durch den bisherigen A-Junioren-Trainer André Hofschneider ersetzt.
Die sportlichen Leistungen hatten in den fünf Spielen nach dem Pokal-Aus bei Erstligist Bayer Leverkusen spürbar nachgelassen. Da sah sich die Vereinsführung zum Handeln gezwungen. „Es ist ein harter Schnitt, den wir vollziehen, weil wir ihn für notwendig halten. Mit unserer Spielweise und den Ergebnissen der letzten Wochen werden wir nicht den Ansprüchen gerecht, die wir klar formuliert und mit der Gestaltung des Kaders im Sommer deutlich untermauert haben“, sagte Union Sport-Geschäftsführer Lutz Munack.
Es hat den Anschein, als ob Vereinspräsident Dirk Zingler mit aller Gewalt in dieser Saison in die Bundesliga will. Es wurde so viel Geld wie noch nie in Spielerbeine investiert. Das Stadion An der Alten Försterei soll in den nächsten Jahren von 22.000 auf 37.000 Besucher ausgebaut werden. In der ersten Liga wäre das wirtschaftlich viel leichter zu stemmen.
Die für Außenstehende völlig überraschende Entscheidung der Vereinsführung sorgte beim Trainerstab, den meisten Spielern und einem Großteil der Fans für große Verwirrung. Schließlich hatte Keller dem Verein und den Kickern neues Selbstbewusstsein eingeimpft und aus Union einen Aufstiegskandidaten geformt. Die Entlassung traf Keller vollkommen unvorbereitet. „Wir haben nach bestem Gewissen alles für den sportlichen Erfolg getan. Wir können uns die beiden Niederlagen in Heidenheim (3:4 – d. Red.) und Bochum (1:2) sowie die zweite Halbzeit zu Hause gegen Darmstadt (3:3) ankreiden lassen. Da waren wir nicht gut“, sagte Keller. „Wir hatten jedoch schon Tiefs und sind immer relativ stark herausgekommen.“
Die Spieler wollten am Tag der Entlassung Kellers sofort von Munack wissen, warum Keller gehen musste. Auf Munack prasselten Fragen ein. „Viele blieben aber unbeantwortet. Sportlich stehen wir auf Rang vier. Wir Spieler hätten gern mit Jens Keller weiter gearbeitet“, sagte stellvertretend Abwehrchef Toni Leistner. „Bis auf die Tatsache, dass wir in den letzten Spielen wenige Punkte geholt haben, können wir dem Trainerteam nichts vorwerfen.“
Hofschneider hat auf den ersten Blick nicht die Kragenweite Kellers. Aber er kennt sich bestens im Verein aus. Von 1979 bis 1994 spielte er selbst für Union. Zwischen 2007 und Februar 2016 war er bei den Profis Co-Trainer unter Uwe Neuhaus, Norbert Düwel und Sascha Lewandowski. Nach dem Ausscheiden von Lewandowski im Februar 2016 wurde Hofschneider als Cheftrainer für das Erreichen des sechsten Platzes gefeiert. Im Amt bleiben konnte er nicht, weil Hofschneider noch nicht die Fußball-Lehrer-Lizenz besaß.
Die Ausbildung absolvierte Hofschneider in der vergangenen Saison. Er blieb parallel bei Union angestellt. Nach seiner Tätigkeit als Scout und A-Junioren-Trainer löst er nun Keller ab. An Hofschneiders Seite agiert wie schon 2015/16 der einzig verbliebene Assistent Sebastian Bönig. Hofschneider schraubt die Erwartungen allerdings erst einmal herunter. Er sagt: „Über Ziele ist genug gesprochen worden. Die braucht man nicht permanent wiederholen. Wir tun momentan gut daran, nicht so weit nach vorn zu schauen.“
Autor:Matthias Koch aus Köpenick |
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