Die erste deutsche Binnenregatta
Vor 150 Jahren fand auf der Dahme bei Grünau die erste deutsche Binnenregatta statt. Das Jubiläum soll am 9. Juni gefeiert werden.
Nach Gründung des Norddeutschen Bundes hatte die preußische Hauptstadt Berlin viele maritime Gewohnheiten übernommen. Auch einstige Segelschiffkapitäne zogen an die Spree. Im Jahr 1867 gründeten sich zwei Segelvereine, die auf Havel, Spree und Dahme unterwegs waren. Der Berliner Segler-Klub hatte in Stralau seine Heimat gefunden. „Bereits ein paar Monate später kündigte er für das Frühjahr 1868 ein Preissegeln unter dem Namen „Berliner Regatta“ an. Die sollte am 17. Mai auf dem Großen Müggelsee stattfinden“, weiß Historiker Kurt Wernicke vom Heimatverein Köpenick.
Weil das als zu gefährlich galt und es kurz zuvor ein tödliches Unglück mit Seglern gegeben hatte, wurde die Wettfahrt auf den Langen See verlegt. Angemeldet waren 37 Yachten, einige kamen selbst aus Potsdamer Gewässern zur Dahme. Als Wettfahrtstrecke war der Bereich der heutigen Badestelle Müllerecke – gegenüber von Lidl an der Grünauer Straße – und die Bammelecke – heute DLRG-Rettungsstation – ausgewählt worden. Tatsächlich an den Start gingen 34 Boote. Gewertet wurde übrigens nicht die reine Fahrzeit, sondern Bootstyp und Segelfläche wurden nach einem komplizierten Berechnungsverfahren einbezogen. Der Sieg ging an die Potsdamer Yacht „Albatros“ von Friedrich Burghalter.
Die Wettfahrt auf dem Langen See sollte nicht das letzte sportliche Ereignis sein. Rund 70 Jahre später fanden an gleicher Stelle die Ruderwettbewerbe der Olympischen Spiele statt, und bis heute treffen sich Segler zu Langstreckenfahrten, einer Bürgermeisterregatta oder zu den internationalen Motorbootwettbewerben des ADAC.
Die Jubiläumsregatta am 9. Juni wird vom Berliner Seglerverband organisiert. Mitfahren können historische Segelyachten in traditioneller Holz- oder Stahlbauweise bis zum Baujahr 1968, Meldeschluss ist am 2. Juni. Der Start erfolgt gegen 13.40 Uhr vor dem Vereinsgrundstück des SC Brise, Wendenschloßstraße 390. Von hier aus kann die Wettfahrt auch beobachtet werden, für eine begrenzte Teilnehmerzahl stehen Plätze in Begleitbooten zur Verfügung. Bereits vor 150 Jahren zogen die Segler zahlreiche Berliner ans Ufer der Wettfahrtstrecke. „Die hohen und heidebestandenen Gestade der wendischen Spree (heute Dahme) von der Rohrinsel hinter Köpenick bis hinter Grünau und nach dem Langen See bildeten ein vortreffliches Amphitheater, von dem herab Tausende von Spree-Athenern dem reizvollen maritimen Schauspiel zu schauten ...“, schrieb die Zeitschrift „Über Land und Meer“ in einem Nachbericht.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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