Flieder statt Pflöcke
Manfred Höft bepflanzt den Straßenrand vor seinem Grundstück und hofft auf viele Nachahmer

Der Sommerflieder wächst prächtig in der Mozartstraße. Manfred Höft hat ihn direkt vor seinem Haus gepflanzt - mit offizieller Genehmigung des Bezirks. | Foto: Philipp Hartmann
4Bilder
  • Der Sommerflieder wächst prächtig in der Mozartstraße. Manfred Höft hat ihn direkt vor seinem Haus gepflanzt - mit offizieller Genehmigung des Bezirks.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Es blüht lila am Straßenrand. Vor seinem Grundstück in der Mozartstraße hat Manfred Höft sechs Sommerfliederbüsche gepflanzt. Schmetterlinge und Bienen fühlen sich dort wohl. Der 75-Jährige beobachtet seit Jahren, wie der Wald im Norden Köpenicks immer weiter austrocknet. Er will sich für die Umwelt einsetzen und hofft, dass viele Anwohner ihm folgen.

Bestärkt in seinem Bemühen haben ihn auch zwei Vorfälle, über die der Rentner in der Berliner Woche gelesen hatte. In den vergangenen Monaten war Treptow-Köpenick zweimal wegen Baumattacken, die für Fassungslosigkeit im Straßen- und Grünflächenamt gesorgt hatten, in den Schlagzeilen. So wurde Ende Mai ein 80 Jahre alter Eschen-Ahorn in der Grünanlage am Britzer Verbindungkanal mit der Säge erheblich zerstört. Und Anfang Juni hatten Unbekannte ein 40 Zentimeter tiefes Loch in eine 200 Jahre alte Eiche an der Regattastraße gebohrt. Anschließend kippten sie eine Chemikalie hinein, die zum Absterben des Baums führte. „Es ist traurig, dass es Menschen gibt, die so etwas machen. Abscheulich!“, sagt Manfred Höft. Er habe sich sehr viele Gedanken gemacht, wie er selbst, wenn auch nur mit kleinen Beiträgen, etwas zum Umweltschutz in unmittelbarer Nähe unternehmen könne.

Für diese sechs Fliederbüsche am Straßenrand musste Manfred Höft eine dreiseitge Vereinbarung und ein Übergabeprotokoll unterschreiben. | Foto: Philipp Hartmann
  • Für diese sechs Fliederbüsche am Straßenrand musste Manfred Höft eine dreiseitge Vereinbarung und ein Übergabeprotokoll unterschreiben.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

So kam er auf die Idee, vor seinem Zaun Sommerflieder zu pflanzen. Der ist relativ leicht zu pflegen und ein Flachwurzler. Letzteres ist wichtig, damit die an dieser Stelle im Untergrund verlegten Versorgungsleitungen nicht beschädigt werden. Weil der gut zwei Meter breite Rasenstreifen zwischen Grundstück und Fahrbahn dem Bezirk gehört, musste Höft beim Straßen- und Grünflächenamt um Erlaubnis fragen. Er trug sein Anliegen vor und schickte die gewünschten Fotos von dem Standort. Es folgten mehrere Telefonate und E-Mails. Ende Juni unterschrieb er schließlich die benötigte „Vereinbarung zur Nutzung gegen Pflege einer Fläche im Eigentum des Landes Berlin“. Nach acht Wochen durfte er endlich mit der Zustimmung des Bezirks loslegen. Er könne noch immer nicht so ganz begreifen, warum dieser Prozess derart lange gedauert hat. „Das ist doch eigentlich eine Lappalie“, meint Manfred Höft mit Blick auf die Fliederbüsche. „Die müssen effektiver werden“, sagt er an die Mitarbeiter in der Verwaltung gerichtet. Dass für solche Kleinigkeiten so viel Zeit verstreiche, müsse nicht sein. Das Ergebnis aber stimmt ihn zufrieden. Die Mozartstraße sei an dieser Stelle sei viel ansehnlicher geworden.

Viele Anwohner haben lieber Holzpflöcke in den Boden gesteckt, um Autofahrer vom Parken auf den Rasenflächen abzuhalten. | Foto:  Philipp Hartmann
  • Viele Anwohner haben lieber Holzpflöcke in den Boden gesteckt, um Autofahrer vom Parken auf den Rasenflächen abzuhalten.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Seine Bepflanzung hat außerdem einen netten Nebeneffekt. Sie hält Autofahrer davon ab, direkt vor seinem Grundstück zu parken. Dies sei in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen. Manfred Höft findet es rücksichtslos, wie Grastreifen als Park- und Halteplätze zu Lasten der Umwelt regelrecht zerfahren werden. Viele seiner Nachbarn hätten darauf mit Holzpflöcken reagiert, die sie vor ihren Häusern in den Boden steckten. Inzwischen ist ein Großteil der Straße damit zugepflastert. Vom Amt würden die Pflöcke, die eigentlich nicht erlaubt sind, mehr oder weniger geduldet, erzählt er. Er selbst habe sich lieber für Sommerflieder aus der Baumschule entschieden. Immer wieder bekomme er von seinen Nachbarn Lob dafür. Viele könnten sich vorstellen, das auch zu machen. Wenn er dann aber davon erzähle, wie viel Mühe und wie lange er für die Pflegevereinbarung benötigt habe, „dann winken sie wieder ab“. „So kann man die Leute abschrecken.“ Manfred Höft gibt die Hoffnung dennoch nicht auf, dass er Nachahmer findet. „Es bleibt nur zu wünschen, dass so ein genehmigungspflichtiges Vorhaben nicht der Einzelfall bleibt. Die Vielzahl macht es. Im Interesse der Umwelt für uns und nächste Generationen.“

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 199× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 158× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 544× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.140× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.