Der lange Kampf um die Eiche A 6
Rund 150 Jahre alter Baum gefällt

Bauminspektorin Olga Toepfer zeigt die Ergebnisse der Baumprüfung vom 20. Februar. | Foto: Ralf Drescher
7Bilder
  • Bauminspektorin Olga Toepfer zeigt die Ergebnisse der Baumprüfung vom 20. Februar.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Mehrere Menschenleben lang stand die markante Eiche am Brandenburgplatz. Jetzt wurde sie gefällt. Am 20. Juli hat eine Fachfirma den Baum abgetragen und den Stubben entfernt.

Nach rund acht Stunden Arbeit war außer ein paar Spänen nicht mehr viel von dem Baum, der seit Jahrzehnten markant auf einer Insel der Seelenbinderstraße stand, zu sehen. Rund zwei Wochen später zeigt Bauminspektorin Olga Toepfer vom Straßen- und Grünflächenamt, welche Spuren der 20 Meter hohe Baum in der Datenbank der Verwaltung hinterlassen hat.

„Die Eiche A 6, wie der Baum im Kataster bezeichnet wird, stammte von 1867 und hatte zuletzt einen Umfang von vier Metern. Er war seit 1996 als Naturdenkmal eingetragen. Die 150 Jahre, die der Baum gelebt hat, sind eigentlich für eine Eiche kein Alter“, erklärt Bauminspektorin Toepfer. Die letzten Jahrzehnte hatte die Eiche keine guten Lebensbedingungen mehr. Inzwischen führte die Seelenbinderstraße auf beiden Seiten dicht am Baum vorbei, die Straßenbahn ratterte fast durchs Blätterdach. Damit die Äste nicht in die Oberleitung wuchsen, wurde der Baum immer wieder beschnitten. „Besonders die vielen Verkehrsunfälle haben dem Baum stark zugesetzt.

Bereits 1993 wurden erste Stammschäden durch Unfälle dokumentiert. Immer wieder sind unvorsichtige Autofahrer gegen den Baum geprallt“, erzählt Olga Toepfer. Im Jahr 2001 wurde der Baum gemeinsam mit Naturschützern umfangreich in Augenschein genommen. Danach gab es erste Sicherungsmaßnahmen, ein paar Findlinge sollten dem Baum vor aufprallenden Autos schützen. Erst 2009 wurde die Mittelinsel mit dem Baum durch eine Leitplanke geschützt. „Wir haben uns mehrere Jahre für diese zusätzliche Sicherung eingesetzt“, berichtet Olga Toepfer.

Nicht mehr zu retten 

Bereits Anfang des Jahrtausends waren an der Eiche Pilzschäden durch den Lackporling nachgewiesen worden, seitdem wurde der Baum jedes Jahr untersucht. Bei der letzten Untersuchung am 20. Februar dieses Jahres stand dann fest: Die Standsicherheit ist nicht mehr gegeben, der Baum muss aus Sicherheitsgründen gefällt werden. „Unsere Kollegin hat mehrere Probebohrungen durchgeführt. Dabei wird der Widerstand gemessen, den das Holz dem Bohrer entgegensetzt und die Messwerte am Computer grafisch sichtbar gemacht. In einem Meter Höhe haben wir festes Holz festgestellt. Bei einer weiteren Bohrung einen Zentimeter über dem Boden hat der Bohrer nach sechs Zentimetern abgeschaltet, weil das zerbröselnde Holz keinen Widerstand mehr bot“, berichtet Toepfer.

Ersatz wird es für die Eiche A 6 nicht geben, zumindest nicht an diesem Standort. Nach Aussage der Bauminspektorin bekommt die rege Bautätigkeit in der Stadt Berlins Bäumen nicht. Leitungen werden dicht an Bäumen verlegt, dabei aus Versehen – und gelegentlich wohl auch mit Absicht – Wurzeln gekappt.

Beim Bau einer Straßenbahnhaltestelle an der Vetschauer Allee waren 2013 die Wurzeln von 20 Linden zerstört worden. Die BVG gab nach Bürgerprotesten 40 000 Euro für Neupflanzungen aus. Auch an der Mittelinsel an der Seelenbinderstraße rücken demnächst Bauleute an. „Die wird zurückgebaut und wieder Straßenland“, sagt Bauminspektorin Olga Toepfer.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.810× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.475× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 2.105× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.464× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.365× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.