Zwei Meilen bis Berlin: Historischer Postmeilenstein entdeckt
Köpenick. Vor über 150 Jahren reiste man zwischen Köpenick und Berlin noch mit der Postkutsche, und Postmeilensteine am Straßenrand gaben die Entfernung an. Einer dieser Steine wurde jetzt gefunden.
Vor einigen Monaten hatten sich Mitglieder der Forschungsgruppe Meilensteine an den Heimatverein Köpenick gewandt. Dabei ging es um den möglichen Standort eines Postmeilensteins im heutigen Bezirk. „Unser Vereinsmitglied Kurt Wernicke erinnerte sich, dass ein solcher Stein früher mal im Umfeld der Langen Brücke gestanden hatte“, sagt Stefan Förster, der Vorsitzende des Heimatvereins.
Nach längerer Absuche im Umfeld wurde der Stein, eine unscheinbare und arg lädierte Sandsteinsäule, auf dem Gelände der Marinekameradschaft gegenüber vom Schloss gefunden. Dort war der Stein vermutlich schon vor Jahrzehnten als Umlenkrolle für die Slipanlage eingegraben worden. Vermutlich schon, als der damalige Tonnenhof des Wasser- und Schifffahrtsamtes Ende des 19. Jahrhunderts eröffnet wurde. Inzwischen wurde der steinerne Zeitzeuge, ein so genannter Rundsockelstein aus sächsischem Sandstein, vom Technischen Hilfswerk mit einem Kran aus dem Boden gezogen. Nun lässt sich auch die Beschriftung erkennen. „II Meilen bis Berlin“ steht auf der einen Seite. Auf der anderen Seite sind lediglich Schriftfragmente erhalten, dort ist nur noch „... Meile ... Cöpenick“ zu entziffern.
„Das ist der erste derartige Stein mit zwei Schriften, der mir bekannt ist“, erzählt Rolf Zimmermann von der Forschungsgruppe Meilensteine. Zimmermann hatte für die Genehmigung gesorgt, den steinernen Zeitzeugen zu bergen. Nun ist der Stein, der vermutlich bereits 1839 die Entfernung nach Berlin verzeichnete, erst einmal auf dem Areal der Marinekameradschaft abgestellt. Der Heimatverein, der beim Auffinden des Postmeilensteins geholfen hatte, will sich um eine Restaurierung bemühen.
Der Stein bekommt bei der Marinekameradschaft einen Ehrenplatz, an dem er von der Fußgängerrampe der Langen Brücke zu sehen sein wird. Außerdem soll es eine Informationstafel geben. „Das ist ein großartiger Fund, der öffentlich zugänglich sein sollte“, sagt Bürgermeister Oliver Igel (SPD).
Die Meilensteine gaben damals übrigens die Entfernung zum Oranienburger Tor in Berlin an. Eine Preußische Meile entspricht 7,535 Kilometern. Wenige Jahre nach Aufstellung des Steins wurde das Transportmittel Postkutsche übrigens schnell Geschichte.
Ab 1842 fuhren die Köpenicker mit der Eisenbahn nach Berlin oder nach Frankfurt (Oder). RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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