Erfolgreiches Wachstum gleich hinter der Stadtgrenze
Wenn die Einwohner des Altglienicker Kosmos-Viertels zu Lidl gehen, überschreiten sie die Landesgrenze. Der Markt an der Schönefelder Chaussee befindet sich schon in Brandenburg.
Beim genaueren Hinsehen entdeckt man auch das Ortsausgangsschild von Berlin, ein Ortseingangsschild von Schönefeld und eine Säule mit dem Wappen der brandenburgischen Nachbargemeinde. Hier und auch an anderen Stellen im Bezirk sind Berliner und Brandenburger nur ein paar Schritte voneinander entfernt.
Das Rathaus von Schönefeld befindet sich in der Straße, die nach dem deutschen Flugpionier Hans Grade benannt ist. Hier residiert Bürgermeister Udo Haase (66). Als der Asienwissenschaftler – Spezialität Mongolei – 1990 zum Regieren aus Berlin nach Schönefeld kam, hatte die Gemeinde, die seit über einem halben Jahrhundert dem nahen Flughafen den Namen gibt, 5000 Einwohner. Gut ein Vierteljahrhundert später sind es 15 000 – dank Eingemeindungen und Wohnungsbauvorhaben. „Und unsere Gemeinde wächst weiter. In den nächsten zwei Jahren werden rund 2000 Wohnungen gebaut, die Genehmigungen haben wir schon erteilt“, erzählt Udo Haase nicht ohne Stolz. Um zu zeigen, wo gebaut wird, muss er nur aus dem Rathausfenster schauen. Da entstehen gerade das City Center und etwas weiter entfernt die Fontane-Höfe und das Tripl Inn. „In den nächsten 10 bis 15 Jahren rechne ich mit bis zu 40 000 Einwohnern, Schönefeld wird zur Flughafenstadt“, sagt Bürgermeister Udo Haase.
Schon jetzt kann sich die Gemeinde, deren Telefonnummern seit Jahrzehnten Berliner Vorwahl haben, sehen lassen. Zu ihr gehören zwei Grundschulen, eine Oberschule, ein Gymnasium und sieben Kitas. Für eine weitere Kita mit 530 Plätzen wird in diesen Tagen der Grundstein gelegt, bereits 2019 soll sie fertig sein. Um die wertvolle Infrastruktur der Gemeinde zu schützen, gibt es eine Freiwillige Feuerwehr mit 160 aktiven Rettern, die Dienst auf den sechs Wachen in den Ortsteilen der Gemeinde tun.
Als früherer Berliner setzt Udo Haase auf möglichst viel Kooperation mit den Nachbarn. Zu den Bürgermeistern der Anliegerbezirke Neukölln und Treptow-Köpenick hat er naturgemäß besonders enge Bindungen. Erst kürzlich hatten sich Udo Haase, Oliver Igel und Franziska Giffey (damals noch im Amt) gemeinsam für eine U-Bahnverbindung zum künftigen BER eingesetzt. „Wir sprechen aber auch über die weitere Entwicklung des Business-Parks. Der wird ja bisher nur im Berliner Teil ausgebaut, unsere Fläche noch landwirtschaftlich genutzt. Wir wollen dort eine neue Straße, die sogenannte Transversale bauen, mit dem das Gewerbegebiet gut an die bereits geplante Autobahnanschlussstelle Hubertus angebunden wird“, sagt Bürgermeister Haase.
Weitere Infrastruktur: Anschlüsse an die A 113 und A 117, das Gewerbegebiet Waltersdorf, der Bahnhof Flughafen Schönefeld, das Schwimmbad „Schönefelder Welle“ und mehrere Hotels. Der neue S-Bahnhof Waßmannsdorf ist zwar bereits fertig, wegen der noch ausstehenden Eröffnung des BER fahren hier aber noch keine planmäßigen Züge. Der alte und der neue Flughafen liegen übrigens auch beide auf Gemeindegebiet.
Das Schönefelder Rathaus ist auch eine Art Museum. In Vitrinen und auf Bildern gibt es Wissenswertes zur Fliegerei nachzulesen. Und die erste Etage ist der Geschichte des früheren Ortsteils Diepensee gewidmet. Der ging beim Bau des BER verloren. Die Bewohner wurden in einen neu errichteten Ortsteil ins nahe Königs Wusterhausen umgesiedelt. Vorher kamen – auf Kosten der Flughafengesellschaft – die Archäologen und buddelten einen Teil der Geschichte aus, darunter Teile der Dorfbefestigung aus dem 13. Jahrhundert, Reste der Kirche und den mittelalterlichen Friedhof mit 485 Gräbern. Einige der Relikte sind im Rathaus ausgestellt. Wir werden in loser Folge weitere Nachbargemeinden vorstellen, darunter Zeuthen, Eichwalde und Erkner. Distanzsäule mit dem Schönefelder Wappen, dahinter das Schwimmbad "Schönefelder Welle".
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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