Köpenicker Projekt bringt Flüchtlinge im Bezirk in Arbeit
Köpenick. In den Flüchtlingsunterkünften im Bezirk leben mehrere Tausend Menschen. Nur wenige von ihnen finden in einen Job, das Projekt „Türöffner“ will das jetzt ändern.
Gegründet wurde es von Peter Hermanns, dem Leiter des Flüchtlingsheims an der Alfred-Randt-Straße, und dem Köpenicker Bauunternehmer Joachim Gericke. Gericke sitzt im Wirtschaftsrat von Union Berlin und ist über den Bezirk hinaus bestens vernetzt. 2015 war er erstmals zu einem Gespräch im Flüchtlingsheim bei Hermanns. „Ich habe viele Menschen gesehen, die dort Monate und Jahre leben müssen, um dann vielleicht wieder nach Hause zu gehen. Aber auch wer Bleiberecht erhält, hat kaum eine Chance auf einen Job. Dabei sind Bauingenieure oder Maschinisten auf Baustellen gefragt und Mitarbeiter kaum zu bekommen“, sagt der Unternehmer.
Der Verein „Türöffner“ hat sich den 1. FC Union ins Boot geholt. Dort sitzt inzwischen auch das Büro der Flüchtlingsunterstützer, Union hatte mit Peter Hermanns schon bei der Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft im früheren Lidl-Markt an der Lindenstraße zusammen gearbeitet.
Jetzt sucht der Verein Unternehmen, die Flüchtlinge in ein Praktikum bringen und sie bei Eignung auch einstellen. „Ein Problem ist, dass Abschlüsse fast immer nicht mit unseren Berufen zu vergleichen sind und Berufsgruppen auf dem Bau oft andere Aufgaben haben. So würde ein Maurer in Deutschland keine Zimmermannsaufgaben übernehmen, was in Syrien durchaus üblich ist“, sagt Bauunternehmer Gericke.
Den Anfang hat Gericke jetzt selbst gemacht. Nach dem Praktikum hat er einen irakischen Bauingenieur eingestellt. Vorerst als Bauhelfer, weil ihm noch die hier nötige Berufserfahrung fehlt und er das auch so wollte. „Ich denke, er wird eines Tages bei uns wieder als Ingenieur arbeiten können“, meint Joachim Gericke.
Bevor ein Flüchtling eingestellt werden kann, muss viel Behördenkram erledigt werden. Den übernimmt der Verein „Türöffner“, er kümmert sich um Unterlagen beim Lageso und beim Jobcenter. Seit April ist das Projekt als Verein eingetragen. Ehrenamtliche begleiten ihren Schützling auch bei den ersten Schritten am Praktikums- oder Arbeitsplatz.
Den Projektstart haben Mitglieder des Wirtschaftsrats des 1. FC Union finanziell unterstützt, inzwischen gibt es Fördergelder. Im Vereinsbüro auf dem Union-Gelände koordiniert nun eine Mitarbeiterin die Arbeit und baut Kontakte zu Firmen auf. Gebraucht werden auch Ehrenamtliche, die Flüchtlinge begleiten. „Das können gern Senioren sein, Englischkenntnisse wären ausreichend. Außerdem suchen wir Unternehmer, die sich mit unserer Hilfe auf Experimente einlassen und Flüchtlingen einen Arbeitsplatz bieten würden“, sagt Joachim Gericke.
Mit im Boot sind neben Union unter anderem eine Metallbaufirma, ein Pflegedienst, eine Druckerei und die katholische Kirchengemeinde St. Josef. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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