Zum Schmökern in die Altstadt
Silke Marek führt die Universum-Buchhandlung in zweiter Generation
Wer mit Silke Marek das Gespräch sucht, sollte Zeit mitbringen, denn die Inhaberin der Universum-Buchhandlung in der Altstadt Köpenick hat viel zu erzählen. Die 55-Jährige kennt sich nicht nur gut in Köpenick aus, da sie hier geboren und in Wendenschloß aufgewachsen ist. Sie liest auch unheimlich viele Bücher und kann somit alle möglichen Fragen ihrer Kunden beantworten.
Das kleine Eckgeschäft in der Grünstraße 14 ist beliebt bei den Menschen aus der Umgebung, denn hier nehmen sich die Angestellten noch Zeit für eine persönliche Beratung. Seit 1999 führt Silke Marek die Buchhandlung, die sie damals von ihrer Mutter übernahm. Zu ihrem Team gehören derzeit drei Mitarbeiter. Eigentlich war sie Verkäuferin für Textilien, machte später aber eine Umschulung zur Sekretärin und war dann zunächst zwei Jahren lang Angestellte bei ihrer Mutter. Bereits als Kind habe sie viel und gern gelesen, wie sie erzählt. Besonderen Spaß an diesem Job mache ihr, die vielen Geschichten der Menschen zu hören, die zu ihr in den Laden kommen. Ihren Kunden ist sie sehr dankbar, denn diese hätten sie durch die Corona-Pandemie getragen und sogar ungefragt Spenden in Briefumschlägen übergeben.
Außer „Thalia“ im Forum Köpenick gibt es laut Silke Marek keine weitere Buchhandlung mehr in der Nähe. Als große Konkurrenz betrachtet sie „Thalia“ nicht, sondern eher als Partner. „Wir schicken uns gegenseitig Kunden.“ Ihre Universum-Buchhandlung überzeuge vor allem durch die Individualität. „Ich muss nicht die Bücher anbieten, die Dussmann und Thalia haben. Du musst die Lücke finden.“ Die Besucher fühlten sich hier wie zu Hause. Etwa 80 Prozent des kompletten Sortiments haben entweder sie selbst oder ihre Mitarbeiter gelesen.
„Die Leute möchten schöne Dinge lesen“
Besonders gefragt seien derzeit Familiengeschichten mit Happy End, berichtet die Expertin. „Die Leute möchten schöne Dinge lesen.“ Vor dem Hintergrund der vielen Krisen auf der Welt wolle sich niemand mit Geschichten befassen, die von Krieg und Zerstörung handeln. Romane, aber auch mal Krimis gingen über die Ladentheke. Derzeit hoch im Kurs stehe wieder Frank Schätzings Erfolgsroman „Der Schwarm“, der durch die jüngste Verfilmung als TV-Serie im ZDF einen erneuten Aufmerksamkeitsschub erfahren hat. Ebenfalls stark nachgefragt werden die Gereon-Rath-Romane von Volker Kutscher, auf denen die Fernsehserie „Babylon Berlin“ basiert.
Regionalgeschichte kommt nicht zu kurz
Wie es sich für eine Buchhandlung inmitten der Köpenicker Altstadt gehört, zählen zum Angebot auch Bücher über die Regionalgeschichte. Eine große Rolle spielt dabei der Hauptmann von Köpenick. Es gibt Bücher über die Bölschestraße in Friedrichshagen, die Geschichte von Spindlersfeld und Grünau, 800 Jahre Köpenick und bekannte Persönlichkeiten aus dem Bezirk. Silke Marek pflegt eine gute Kooperation mit der Kunstfabrik Köpenick, die immer wieder neue Publikationen herausbringt. Außerdem melden sich auch Hobbyautoren aus dem Bezirk bei ihr. „Ich entscheide dann, ob ich das ins Sortiment aufnehme.“ Generell werde regionale Literatur „extremst viel“ verkauft. „Wir haben davon eigentlich viel zu wenig, aber es gibt leider auch nicht mehr viel.“ Den Ladenbereich mit den regionalen Büchern müsse sie immer wieder auffüllen, weil die Ware schnell vergriffen sei.
Belebung für den "hinteren" Bereich
der Altstadt
Ein x-beliebiges Geschäft ist die Universum-Buchhandlung nicht. Stattdessen nimmt sie für den Kiez sogar eine wichtige Funktion ein. Denn ohne ihren Laden, da ist Silke Marek sicher, wäre der hintere Bereich der Köpenicker Altstadt, wo die Grünstraße endet, kaum belebt. „Wir ziehen Kundschaft in diesen Teil der Altstadt“, sagt sie. Es sei sehr schade, dass der Schüßlerplatz bei Veranstaltungen kaum noch einbezogen werde, sondern sich alles nur auf der Schlossinsel, am Schlossplatz und im Luisenhain vor dem Rathaus abspiele.
Ganz so ungünstig findet sie ihren Standort dann aber doch nicht, denn Autos, Busse und Straßenbahnen fahren direkt vor ihrem Eckladen vorbei. „Deshalb werden wir gesehen.“ Die Kunden kämen durch Mundpropaganda. Werbung müsse sie keine machen. Vor allem durch den starken Zuzug in die Gegend verzeichne die Buchhandlung immer mehr Besucher. „Wir haben hier jeden Tag zwei, drei Leute, die sagen, dass sie gerade hergezogen sind.“ Etwa 20 Jahre will Silke Marek noch weitermachen. Dann hofft sie darauf, dass vielleicht ein Kunde das Geschäft fortführt.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.