Unternehmer bewahren Tradition des historischen Handwerks
Bei Töpfermeisterin Dorothea Jennrich entsteht Keramik in einer Mischung aus Tradition und Moderne. Natürlich verwendet die frühere Kirchenmusikerin, die das Töpfern von der Pike auf gelernt hat, moderne Brennöfen und eine elektrische Töpferscheibe. Das Töpfern selbst ist jedoch uralte Handarbeit. Keramik gebrannt wurde bereits an den Lagerfeuern der Altsteinzeit. Bei Ausgrabungen gefundene Keramikfiguren sind rund 24.000 Jahre alt. Von Hand werden aus einem Klumpen Ton Milchkrüge, Teller, Tassen und sogar Butterdosen geformt. Dabei wendet Jennrich auch Elemente der Freihandkeramik an, formt als Dekor zum Beispiel kleine Mäuschen für die Käseglocke. Seit 20 Jahren sie ihre Werkstatt in der Remise des denkmalgeschützten Andersonschen Palais in Alt-Köpenick, da passen Handwerk und Handwerksstätte bestens zusammen. Zwei Jahre will sie noch arbeiten, einen Nachfolger gibt es leider nicht.
Nur ein paar Schritte weiter in der Grünstraße betreibt Kathrin Weimar ihre Chocolaterie Catherine. Sie hat über die Konditorinnung den Berufsabschluss als Chocolatier gemacht. Den Standort hat sie bewusst in der Köpenicker Altstadt gewählt. "So ein historisches Handwerk passt in kein Einkaufszentrum", meint sie noch immer. In der kleinen hauseigenen Schokoladenfabrik entstehen Pralinen mit dem Köpenicker Wappen und dem Hauptmann von Köpenick, Geburtstags- und Tischkarten aus Schokolade und handgeschöpfte Schokoladentafeln nach Kundenwunsch. Die Rohschokoladen kommen unter anderem aus Peru und Venezuela. "Mit dem Standort bin ich zufrieden, allerdings könnte Alt-Köpenick insgesamt mehr Touristen vertragen", sagt Kathrin Weimar.
Die Textilwerkstatt von Monika Hipfel liegt etwas abgelegen in Kietz 18, dem ehemaligen Köpenicker Fischerdorf. Hier, quasi im Rücken von Schloss Köpenick, hat die Textilgestalterin vor zehn Jahren einen alten Tante-Emma-Laden zur Boutique umgebaut. Und da sitzt sie hinter dem über 100 Jahre alten Webstuhl und fertigt Wandteppiche und Schals. Das Arbeitsgerät hat sie nach der Wende von einem ehemaligen Kunstgewerbe-Betrieb in Greiz erworben. Verwendet werden nur selbstgefertigte Garne. Gelegentlich veranstaltet die Textilgestalterin auch Kurse und bringt Interessenten das Handweben bei.
Kein klassisches Handwerk, dafür alte Schauspielkunst, findet man in einem der kleinsten Theater Berlins. "Zilles Stubentheater", Grünstraße 18, können maximal 15 Zuschauer besuchen. In einer Dekoration aus Bildern von "Willem Zwo", alten Lampen und historischen Telefonen und natürlich Bildern von "Pinselheinrich" Zille kann man mit Albrecht Hoffmann in die - nicht immer - gute alte Zeit eintauchen. Die Musik kommt nicht aus dem Lautsprecher, sondern aus dem Trichter eines 100 Jahre alten Grammophons.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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