Unternehmer bewahren Tradition des historischen Handwerks

Bei Dorothea Jennrich ist alles Handarbeit. | Foto: Ralf Drescher
4Bilder
  • Bei Dorothea Jennrich ist alles Handarbeit.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Köpenick. Vor fünf Jahren wurde die urkundliche Erwähnung Im Jahr 1210 gefeiert, seit 1232 hat Köpenick Stadtrecht. Der heutige Ortsteil ist also wirklich uralt. Einige Handwerker halten hier mindestens ebenso alte Traditionen am Leben.

Bei Töpfermeisterin Dorothea Jennrich entsteht Keramik in einer Mischung aus Tradition und Moderne. Natürlich verwendet die frühere Kirchenmusikerin, die das Töpfern von der Pike auf gelernt hat, moderne Brennöfen und eine elektrische Töpferscheibe. Das Töpfern selbst ist jedoch uralte Handarbeit. Keramik gebrannt wurde bereits an den Lagerfeuern der Altsteinzeit. Bei Ausgrabungen gefundene Keramikfiguren sind rund 24.000 Jahre alt. Von Hand werden aus einem Klumpen Ton Milchkrüge, Teller, Tassen und sogar Butterdosen geformt. Dabei wendet Jennrich auch Elemente der Freihandkeramik an, formt als Dekor zum Beispiel kleine Mäuschen für die Käseglocke. Seit 20 Jahren sie ihre Werkstatt in der Remise des denkmalgeschützten Anderson’schen Palais in Alt-Köpenick, da passen Handwerk und Handwerksstätte bestens zusammen. Zwei Jahre will sie noch arbeiten, einen Nachfolger gibt es leider nicht.

Nur ein paar Schritte weiter in der Grünstraße betreibt Kathrin Weimar ihre Chocolaterie Catherine. Sie hat über die Konditorinnung den Berufsabschluss als Chocolatier gemacht. Den Standort hat sie bewusst in der Köpenicker Altstadt gewählt. "So ein historisches Handwerk passt in kein Einkaufszentrum", meint sie noch immer. In der kleinen hauseigenen Schokoladenfabrik entstehen Pralinen mit dem Köpenicker Wappen und dem Hauptmann von Köpenick, Geburtstags- und Tischkarten aus Schokolade und handgeschöpfte Schokoladentafeln nach Kundenwunsch. Die Rohschokoladen kommen unter anderem aus Peru und Venezuela. "Mit dem Standort bin ich zufrieden, allerdings könnte Alt-Köpenick insgesamt mehr Touristen vertragen", sagt Kathrin Weimar.

Die Textilwerkstatt von Monika Hipfel liegt etwas abgelegen in Kietz 18, dem ehemaligen Köpenicker Fischerdorf. Hier, quasi im Rücken von Schloss Köpenick, hat die Textilgestalterin vor zehn Jahren einen alten Tante-Emma-Laden zur Boutique umgebaut. Und da sitzt sie hinter dem über 100 Jahre alten Webstuhl und fertigt Wandteppiche und Schals. Das Arbeitsgerät hat sie nach der Wende von einem ehemaligen Kunstgewerbe-Betrieb in Greiz erworben. Verwendet werden nur selbstgefertigte Garne. Gelegentlich veranstaltet die Textilgestalterin auch Kurse und bringt Interessenten das Handweben bei.

Kein klassisches Handwerk, dafür alte Schauspielkunst, findet man in einem der kleinsten Theater Berlins. "Zilles Stubentheater", Grünstraße 18, können maximal 15 Zuschauer besuchen. In einer Dekoration aus Bildern von "Willem Zwo", alten Lampen und historischen Telefonen und natürlich Bildern von "Pinselheinrich" Zille kann man mit Albrecht Hoffmann in die - nicht immer - gute alte Zeit eintauchen. Die Musik kommt nicht aus dem Lautsprecher, sondern aus dem Trichter eines 100 Jahre alten Grammophons.

Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.740× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.417× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 2.037× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.410× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.309× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.