Perspektiven für die Bahnhofstraße entwickeln
Werbegemeinschaft erarbeitet Konzept aus Bürgerwünschen
Die Köpenicker Bahnhofstraße ist laut und oft verstopft. Sie lädt nicht gerade dazu ein, dort zu verweilen. Die Werbegemeinschaft Bahnhofstraße will das mit Hilfe der Bürger ändern.
Möglich macht das der Wettbewerb „Mittendrin Berlin! Projekte in Berliner Zentren“ des Landes gemeinsam mit der IHK und Partnern aus der privaten Wirtschaft. Ende Juli nominierte die Jury sechs Initiativen für die Teilnahme an der zweiten Phase des Wettbewerbs, dessen Medienpartner die Berliner Woche ist. Als eine von ihnen erhielt die Werbegemeinschaft Bahnhofstraße 3000 Euro, um damit einen „Ideentreff vor Ort“ zu organisieren. Dieser fand am 12. November im Forum Köpenick statt. Außerdem hatten Bürger drei Wochen Zeit, im Forum ein Formular mit Ideen auszufüllen oder sich online zu beteiligen.
Christian Mieß kennt die Ergebnisse. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter für den SPD-Abgeordneten Robert Schaddach, der Vorsitzender der Werbegemeinschaft ist, und hat das Beteiligungsformat organisiert. 60 Menschen haben seiner Auskunft nach online oder im Forum ihre Ideen zur Entwicklung der Geschäftsstraße eingereicht. Beim Ideentreff sind darüber hinaus etwa 15 Personen gewesen. Ihre Bestandsaufnahme fällt alles andere als schmeichelhaft aus. Bemängelt werde laut Mieß oft das fehlende Grün und der Verkehr. Radfahrer und Fußgänger würden sich in der beengten Straße immer wieder ins Gehege kommen. Auch werde die mangelnde Vielfalt an Geschäften beklagt, besonders Richtung Süden, wo sich die Straße immer weiter ausdünne. So gebe es nach Meinung der Bürger zu viele Dönerläden, Nagelstudios und Barbershops, dafür zu wenige Cafés und schöne Geschäfte. Positiv werde hingegen das Forum mit seinen Einkaufsmöglichkeiten gesehen.
"Die Bahnhofstraße kann mehr"
„In der Bahnhofstraße gibt es alles für den täglichen Bedarf und alles ist schnell zu erreichen, doch man verweilt nicht, sondern macht nur das Notwendige. Die Bahnhofstraße aber kann mehr“, sagt Christian Mieß. Eine große Chance sieht er vor allem darin, den südlichen Teil zu entwickeln und künftig die gesamte Länge der Straße zu nutzen. Es gehe darum, neue Räume zu entdecken, mehr Angebote in Kultur, Sport und Freizeit zu machen. Als geeignet für eine entsprechende Nutzung sieht er die Grünfläche gegenüber dem ehemaligen „Mecklenburger Dorf“, wo derzeit teure Eigentumswohnungen gebaut werden. Dort befindet sich der Spielplatz Maria-Jankowski-Park. Mit ihrem „Entschleunigungskonzept“ beabsichtige die Werbegemeinschaft außerdem, die Potenziale des Ortes, beispielsweise die vorhandenen Wasserwege und die Nähe zur Altstadt, zu stärken.
Mehr Grün erwünscht
Befragt nach ihren Vorstellungen sind von den Bürgern verschiedenste Vorschläge gemacht worden. Häufiger genannt wurden schönere Sitzgelegenheiten und mehr Mülleimer sowie eine Begrünung entlang der Straße. Statt Bäume zu pflanzen, könnten auch begrünte Fassaden realisiert werden. Außerdem wurde die Idee eines jährlichen Straßenfests genannt. Im Gespräch sei auch ein verkehrsfreier Sonnabend, der in Absprache mit der BVG organisiert werden könnte.
Die Ideen werden nun in ein bestehendes Konzept überführt. Dieses muss am 23. Januar eingereicht und danach vor der Jury, die mit Fachpersonen aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft besetzt ist, präsentiert werden. Anschließend fällt die Entscheidung, ob die Werbegemeinschaft Bahnhofstraße als eine von drei Initiativen einem Gewinn im Wert von bis zu 30 000 Euro für die Realisierung ihres Konzepts erhält. 2013 hatte die Werbegemeinschaft, in der mehr als ein Dutzend Händler, aber auch Personen aus Sport und Kulturbetrieb vertreten sind, schon einmal an dem Wettbewerb teilgenommen. Damals reichte es nicht für den Gewinn. An dem Ziel, die Bahnhofstraße sowie deren Umgebung zu beleben und einen lebenswerten Kiez zu entwickeln, werde aber auch festgehalten, wenn es erneut nicht klappt.
Kontakt: info@werbegemeinschaft-bahnhofstrasse-koepenick.de, Infos zum Wettbewerb: www.berlin.de/mittendrin
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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