Beim Ruder-Club Tegelort kommen Alt und Jung zusammen
"Natürlich ist so ein Jubiläum immer auch eine prima Gelegenheit, zurückzublicken: Was ist passiert? Wer hat was getan? Wo stehen wir eigentlich? Und dann stelle ich fest: Wir sind ein gesunder und erfolgreicher Verein", sagt Heinz Cordes, der dem Klub vor 37 Jahren beitrat und seit 18 Jahren sein erster Vorsitzender ist.
Am 20. Juni 1914 war die Rudervereinigung Tegelort gegründet worden. Am 17. Juni 1917 folgte nur einen knappen Kilometer weiter südlich die Gründung vom Ruder-Club Nautilus. Als während des Zweiten Weltkrieges und in den Monaten danach der Ruderbetrieb zum Erliegen kam, viele Kameraden nicht zurückgekehrt und das Bootshaus von Nautilus zerstört worden war, hatten Georg Frank und der spätere langjährige Vorsitzende vom Ruder-Club Tegelort, Rudi Steinhagen, mit Fusionsverhandlungen begonnen: Am 23. März 1947 schlossen sich beide Vereine zur Rudergruppe Tegelort zusammen, die wiederum am 1. August 1949 umbenannt wurde und seither Ruder-Club Tegelort heißt. Das bisher gepachtete Grundstück am Schwarzspechtweg sollte gekauft, im Austausch dazu das vereinseigene Gelände von Nautilus in Tegelort abgegeben werden. Diese Übertragung zog sich aber zunächst hin, sodass bereits vor ihrem Abschluss im Jahr 1955 mit dem Bau des neuen Klubhauses begonnen wurde.
Seit dem 7. Januar 1957 ist der Ruder-Club Eigentümer eines knapp 2500 Quadratmeter großen Grundstücks. Und noch im selben Jahr, am 2. Juni, wurde das Klubhaus eingeweiht. Als zu Beginn der 1970er-Jahre die Mitgliederzahl stark anstieg, wurde der Neubau einer Bootshalle beschlossen. Dieser wurde im August 1977 fertiggestellt. Und im Jahr 2001 entschied sich der Klub, dem Berliner Senat das bis zu diesem Zeitpunkt gepachtete Nachbargrundstück mit einer Größe von 656 Quadratmetern abzukaufen, sodass man heute stolz ein rund 3000 Quadratmeter großes Grundstück mit Klub- und Bootshaus, einem Festsaal, einem Kraftraum, Schlafräumen sowie einer Sauna sein Eigen nennen darf.
"Bereits 1933 ist unsere Frauenabteilung gegründet worden, meines Wissens eine der ersten im Rudern, das früher eigentlich ein typischer Männersport war", berichtet Heinz Cordes weiter.
Das große Plus des Ruder-Clubs, der mit rund 60 anderen Berliner Rudervereinen in Konkurrenz steht, sei, dass ihm Haus und Grundstück gehöre, er nur geringe finanzielle Sorgen habe, unabhängig sei und über eine aktive und sehr engagierte Mitgliedschaft verfüge.
Zurzeit hat der Klub rund 150 Mitglieder, darunter 25 Kinder und Jugendliche. "Das Schöne an unserem Verein ist auch, dass hier Menschen im Alter von acht bis 80 Jahren aufeinandertreffen", sagt Pressewartin Daniele Schütz-Diener. "Ich sitze mit Menschen in einem Boot, ob jung oder alt, die ich im normalen Leben niemals kennengelernt hätte."
Exemplarisch dafür stehen auch die beiden Bootswarte des Klubs, die sich um die rund 45 vereinseigenen Boote kümmern: Dieter Hoppe ist 81, Nadine Rieche 30 Jahre jung.
In der Gründungsurkunde von 1914 heißt es: "Die Vereinigung hat den Zweck, den Rudersport zu fördern, gemeinschaftliche Tourenfahrten zu unternehmen und die Kameradschaftlichkeit und Geselligkeit unter den Ruderern zu pflegen und zu fördern." An dieser Ausrichtung hat sich bis heute nichts geändert: Eine vernünftige Ausbildung, regelmäßiger Ruderbetrieb, Wanderfahrten im In- und Ausland und ein familiäres Miteinander stehen im Fokus des Vereinslebens. "Von hier aus nur ein kleines Stück übers Wasser und man ist raus aus Berlin und in der freien Natur", schwärmt Heinz Cordes. "In meinen Augen ist Berlin ohnehin eines der schönsten Ruderreviere in der ganzen Welt."
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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