Raus aus dem stillen Kämmerlein
Archiv des Arbeitskreises Lankwitz geht ans Heimatmuseum
Unzählige Dokumente, Fotos, Bilder, Zeitungen und auch Gegenstände aus längst vergangenen Zeiten stapeln sich im Souterrain des Hauses der Familie Mertens in Alt-Lankwitz. Dort trafen sich über Jahrzehnte hinweg alteingesessene Lankwitzer, gründeten den Arbeitskreis Historisches Lankwitz und trugen alles zusammen, was mit der Geschichte ihres Ortsteils zu tun hatte. Die komplette Sammlung wurde nun dem Heimatmuseum Steglitz übergeben.
Auf rund 50 Quadratmetern stapeln sich Kisten und Koffer, unzählige Ordner und historische Exponate. Die Sammlung ist das Ergebnis von fast 40 Jahren ehrenamtlicher Geschichtsforschung engagierter Lankwitzer. Als Arbeitskreis Historisches Lankwitz dokumentierten sie die Geschichte und die Entwicklung des alten Dorfes Lankwitz von den Anfängen bis zum städtischen Wohnort.
Angefangen hatte alles 1983 mit einer Hausaufgabe. „Unsere Kinder sollten etwas zur Geschichte unserer Familie und zu unserem alten Haus berichten“, erzählt Rosemarie Mertens. Sie und ihr vor drei Jahren verstorbener Mann Friedrich-Wilhelm kramten nach alten Dokumenten und Fotos, fragten bei den Nachbarn nach und schrieben alles auf. Weitere interessierte Einwohner gesellten sich dazu und trafen sich nun regelmäßig im Haus der Familie Mertens, um gemeinsam die Geschichte von Lankwitz zu erforschen. Das waren die Anfänge des Arbeitskreises.
Zu den Mitgliedern gehörten neben dem Ehepaar Mertens unter anderem auch Wolfgang Friese, Peter-Hans Zippler und Heinz Becker. Gemeinsam sammelten sie alles zur Geschichte ihres Ortsteils und präsentierten ihre Ergebnisse in jährlichen Ausstellungen zu verschiedenen Themen auch der Öffentlichkeit. 1987 konzipierte der Arbeitskreis eine große Ausstellung zum Thema 750 Jahre Berlin. Anlässlich des 750-jährigen Jubiläums von Lankwitz im Jahr 1989 wurde die Chronik Lankwitz herausgegeben.
Heute, nach fast 40 Jahren, arbeitet der Arbeitskreis nicht mehr. „Viele sind inzwischen gestorben oder haben aus Altersgründen aufgehört“, sagt Rosemarie Mertens. Damit die Arbeit und damit auch ein Stück Geschichte nicht verloren geht, wurde die umfangreiche Sammlung dem Heimatverein und dem Museum Steglitz übereignet. „Mein Mann hatte es sich gewünscht, dass alle Bücher, Bilder und Gegenstände raus aus dem stillen Kämmerlein nun an einen öffentlichen Platz kommen und auch späteren Generationen ein Zugang zur Geschichte von Lankwitz ermöglicht wird“, sagt die 81-Jährige.
Auch das Steglitz Museum freut sich über die Sammlung. „Wir können somit das historische Gedächtnis von Lankwitz erhalten, denn vieles ist bei der Bombennacht 1943 verloren gegangen. 80 Prozent des Ortsteils wurden zerstört“, sagt Gabriele Schuster, Leiterin des Museums. Für sie und ihr Team vom Heimatverein beginnt jetzt die Arbeit. „Wir werden jetzt alles sichten und die relevanten Dinge ins Online-Archiv übernehmen“, erklärt Wolfgang Dieschler. Er ist Mitglied des Heimatvereins und unter anderem für die Online-Datenbank zuständig. Zur Frage, ob denn genug Platz im Museum in der Drakestraße für die vielen Neuzugänge sei, sagt er: „Der Platz muss da sein. Schließlich ist es unser Auftrag, Geschichte zu erhalten und für jeden zugänglich zu machen.“
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.