Unterwegs mit dem Rad Marke Eigenbau
Hobby-Konstrukteur Manuel Melzer hat sich ein Cruiser-Pedelec komplett selbst gebaut
„Schickes Teil!“ Das hört Manuel Melzer oft, wenn er mit seinem Cruiser-Pedelec unterwegs ist. Dass der Lankwitzer mit diesem Gefährt Aufmerksamkeit erregt, kommt nicht von ungefähr. Sein mit Hilfsmotor betriebenes Fahrrad ist komplett selbst gebaut und ein absolutes Unikat. Hauptbesonderheit ist die Cruiserform.
Der Cruiser von Manuel Melzer fällt durch seinen langgezogenen Rahmen, die Ballonbereifung, den hohen Lenker und den tiefen Sattel sofort ins Auge. Das 2,50 Meter lange Bike bringt beachtliche 50 Kilogramm auf die Waage. Mit einer Motor-Nennleistung von 250 Watt schafft das Rad 25 Kilometer pro Stunde. „Mehr darf das Pedelec auch gar nicht auf dem Tacho haben“, sagt Melzer. Drei Bedingungen müssen erfüllt sein, damit das Pedelec juristisch wie ein Fahrrad behandelt wird und nicht wie etwa ein Moped zugelassen werden muss. Dazu gehört der 250-Watt-Motor als Tretunterstützung. Zudem ist die Geschwindigkeit auf 25 km/h begrenzt und der Motor läuft nur, wenn der Fahrer in die Pedale tritt und hört auf, wenn mit dem Treten aufgehört wird.
Doch Schluss mit trockenen Fakten. Wie ist Melzer auf die Idee gekommen, sich ein Cruiser-Pedelec selbst zu bauen? „Ich bastele und werkele schon immer gern“, sagt der 62-Jährige. Im Keller seines Häuschens hat er auch beste Bedingungen dafür. Dort gibt es einen richtigen kleinen Maschinenpark mit Drehbank, einer Industriebohrmaschine, Fräse, Schleifmaschinen und einem uralten Schraubstock. „Der stammt noch aus Großvaters Zeiten.“ An vielen der Maschinen haben schon Großvater und Vater gewerkelt. Als die Sache mit den E-Bikes oder Pedelecs so richtig „in“ wurde, dachte sich der Bastelfan, der zudem auch noch passionierter Radfahrer ist, warum so ein Teil nicht selbst bauen?
Zunächst hatte er ein BMX-Rad mit einem kleinen Motor ausgestattet. „Das kleine Rad hat sich aber nicht besonders komfortabel gefahren“, sagt er. Also hat er sich den Cruiser gebaut, um dort den Motor zum Einsatz zu bringen. Die Aluminiumstangen für den Rahmen holte er sich vom Alu-Handel Gemmel Metalle, die Einzelteile für die Räder erstand er aus einem Online-Shop. Wohlgemerkt: nur die Einzelteile. Also die 20-Zoll-Felgen, passende Speichen und Bereifung. „Ich habe Speiche für Speiche selbst eingesetzt“, sagt der Hobbybastler nicht ohne Stolz.
Insgesamt hätte er an seinem Pedelec Marke Eigenbau einen Winter lang gebastelt und noch nie erwähnenswerte Probleme damit gehabt. „Es ist erstaunlich – aber der kleine Motor zieht auch das große Rad. Und das schon seit Jahren“, freut sich Melzer. Angetrieben wird der Motor von einer Lithium-Batterie, die aus insgesamt 80 Zellen besteht. 30 sind links, 30 rechts und 20 in der Mitte vom Rahmen angebracht und werden zusammengeschaltet. „Der Akku reicht zirka 100 Kilometer. Je nachdem, wie schnell ich fahre und wieviel ich selbst in die Pedale trete“, sagt Melzer.
„Ich bin oft mit dem Rad unterwegs“, sagt Manuel Melzer. Seine Touren führen ihn nach Potsdam oder den Mauerweg entlang. Er ist häufig auch bei Veranstaltungen wie dem „Critical Mass“ dabei. Die Fahrrad-Demo findet in Berlin einmal im Monat statt. Auch bei Sternfahrten macht Manuel Melzer mit. Überall sorgt er mit seinem Gefährt für anerkennendes Staunen und nicht selten entspinnt sich eine Fachsimpelei. „Ich werde oft angesprochen und gefragt, wie ich das Rad gebaut habe“, erzählt er.
Seine Erfahrungen würde er gern weitergeben oder mit anderen Selbstbauern in den Erfahrungsaustausch treten. Wer möchte, kann gern Kontakt per E-Mail an manuel-melzer@t-online.de aufnehmen.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.