Gallwitz bleibt, Maercker kommt weg
Bezirksverordnete streiten um Straßenumbenennungen
In der jüngsten Bezirksverordnetenversammlung stand wieder einmal die Umbenennung von Straßen im Bezirk auf der Tagesordnung. Zum einen ging es um die Gallwitzallee, zum anderen wurde über den Maerckerweg diskutiert. In beiden Fällen gab es eine Mehrheitsentscheidung.
Max von Gallwitz ist der Namensgeber für die Gallwitzallee in Lankwitz. Ein Name, „der gar nicht mehr geht“, wie es Mathias Gruner von der Linksfraktion ausdrückte. Seine Fraktion war es auch, die schon im Februar vergangenen Jahres mit einem Antrag die Umbenennung der Straße forderte. Seitdem wurde er immer wieder vertagt und im März mit Änderungen im Haushaltsausschuss beschlossen. In der geänderten Fassung wurde statt einer Umbenennung die Aufstellung einer Stele vorgeschlagen, die über die historische Rolle von Gallwitz im Kontext seiner Zeit kritisch informiert. In der Mai-BVV stand nun der Antrag der Linksfraktion sowie die geänderte Fassung zur Debatte.
Die Aufstellung einer Informationsstele geht der Linksfraktion nicht weit genug. „Gallwitz war ein ausgeprägter Antisemit und Antidemokrat und von 1920 bis 1924 außerdem prominenter Vertreter der Deutschnationalen Volkspartei, deren Programmatik unter anderem auf Antisemitismus und völkischen Elementen aufgebaut war. Steglitz-Zehlendorf ist inzwischen der letzte Ort in Deutschland, an dem es eine nach Gallwitz benannte Straße gibt“, begründet die Fraktion ihren Antrag.
Hauptargument gegen die Umbenennung der Gallwitzallee war der bürokratische und finanzielle Aufwand, der immer mit einem neuen Straßennamen einhergeht. Carsten Berger von den Grünen sprach sich im Namen seiner Fraktion für eine „richtige Erinnerungskultur vor Ort“ und damit für die geänderte Fassung aus. Niemand sei Fan von Gallwitz, aber es sei auch immer eine Sache der Abwägung. Die Gallwitzallee sei Adresse für viele Bewohner und wichtige Institutionen, unter anderem die Polizeidirektion 4. Der Aufwand für eine Umbenennung der Straße wäre unangemessen hoch. „Mit dieser Begründung könnte jede Umbenennung abgelehnt werden“, sagt Martin Kromm von der SPD-Fraktion. Seine Fraktion unterstütze den Ursprungsantrag der Linken. Die CDU-Fraktion hingegen wollte keine „Holzhammer-Methode“, sondern gab der Info-Stele den Vorzug. Am Ende wurde der Antrag in geänderter Fassung mehrheitlich angenommen.
Eine ähnlich lange Geschichte hat der Antrag der Linksfraktion, den Maerckerweg in Lankwitz umzubenennen. Seit April 2019 ist er sieben Mal vertagt worden und stand nun zur Beschlussfassung. Inzwischen ist die SPD-Fraktion dem Antrag beigetreten.
Auch hier gab es einen Ursprungsantrag und eine geänderte Fassung. Ursprünglich war gefordert, den Kolonialisten, Mörder und Antisemiten Georg Maercker nicht mehr mit einem Straßennamen zu ehren und die kleine Straße umzubenennen. Zugleich sollte über die Gründe der Umbenennung auf einer Info-Tafel aufgeklärt werden. Im Haushaltsausschuss wurde der Antrag dahingehend geändert, dass einer Umbenennung zugestimmt werde, eine Stele aber nicht nötig sei. Auch die SPD-Fraktion schloss sich der geänderten Fassung an: „Wenn ein unrühmlicher Straßenname getilgt wird, muss das nicht auf einer Info-Stele begründet werden.“
Anders als bei der Gallwitzallee handelt es sich beim Maerckerweg nur um eine kurze Straße mit wenigen Bewohnern. Die Kosten für eine Umbenennung wären hier überschaubar.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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