Geflüchtete kochen für Dorf-Kirchengemeinde Lankwitz
Lankwitz. Drei Tage lang haben Eyass Hannoun und Geflüchtete aus der Steglitzer Notunterkunft in der Lessingstraße gekocht, gebraten und gebacken. Am Ende konnte die Gruppe um den syrischen Koch ein köstliches arabisches Buffet auffahren. Die ganze Dorf-Kirchengemeinde Lankwitz war eingeladen.
Gemeindemitglieder, Geflüchtete aus den Unterkünften des Bezirks und Gäste ließen sich nach dem sonntäglichen Familiengottesdienst die orientalischen Köstlichkeiten schmecken. Hintergrund für die Koch-Aktion war der Gedanke, dass sich Einheimische und Geflüchtete beim Essen näher kommen. „Gemeinsames Essen ist eine tolle Gelegenheit sich zu begegnen, wenn die Sprache fehlt“, sagt Pfarrerin und Gastgeberin Heidrun Miehe-Heger. Bei einem Begegnungsabend der Kirchengemeinde im Februar, zu dem geflüchtete Menschen eingeladen waren, entstand auch die Idee zum gemeinsamen Kochen.
Eyass Hannoun war sofort begeistert. Der syrische Koch lebt seit zwei Jahren in Deutschland. „Ich koche lieber für 80 als für 20 Personen“, sagt er und lacht. Seine Koch-Crew hat er aus den Teilnehmern seines Deutschkurses zusammengestellt. Denn Hannoun unterrichtet seit Dezember drei Mal in der Woche eine Gruppe von 15 arabisch sprechenden Frauen und Männern in den Räumen der Lukas-Gemeinde Steglitz. Er ist selbst noch dabei, Deutsch zu lernen und weiß, wie wichtig die Sprache für die Integration ist. Das ehrenamtliche Engagement ist für ihn selbstverständlich. Dabei gehe es ihm nicht nur darum, geflüchteten Menschen zu helfen. „Ich möchte dem Land nützlich sein, das mir und meiner Familie eine neue Heimat gegeben hat“, sagt Hannoun, der sich als Kultur- und Sprachmittler sieht.
Die Kochaktion soll der Auftakt zu einem mobilen Kochprojekt sein, dass Begegnungen mit Geflüchteten fördern soll. Die Kochgruppe kann über die evangelische Kirchengemeinde in Steglitz angefragt werden. Die Initiative zu diesem Projekt stammt von Christiane Kehl. Sie ist Koordinatorin der Flüchtlingsarbeit im Kirchenkreis Steglitz. „Entgegen mancher Berichterstattung finden muslimische Flüchtlinge durchaus den Weg in unsere Gemeindehäuser und haben Interesse an einem kulturellen Austausch“, sagt sie. Eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen Christen und Muslimen sei ihr wichtig und diese möchte sie befördern.
Zum Start des Kochprojektes in der Dorf-Kirchengemeinde Lankwitz nahmen auch Muslime am evangelischen Gottesdienst vor dem Essen teil. „Natürlich gab es zuvor auch Zweifel und Berührungsängste auf beiden Seiten. Diese abzubauen, ist auch Aufgabe der Kirche“, betont Heidrun Miehe-Heger.
Am Ende haben Baba-Ganuj, Lahbne und Salatet Schauandar allen geschmeckt. „Eine super Idee“ fanden Ingrid Schulz und Jutta Heinrich. Die beiden Seniorinnen freuten sich über die Gelegenheit, mit Geflüchteten ins Gespräch zu kommen. „Wir müssen lernen, aufeinander zuzugehen“, sagt Ingrid Schulz. Die 77-Jährige hat als Kind selbst Hunger und Krieg erleben müssen. „Ich weiß, wie das ist.“KM
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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