Sozialamt Steglitz-Zehlendorf stark unterbesetzt

Steglitz-Zehlendorf. Im Februar musste das Sozialamt drei Wochen geschlossen bleiben. Die Mitarbeiter sollten in dieser Zeit liegen gebliebene Anträge erledigen. Grund der Misere: Personalmangel.

Zum Stichtag 29. Februar waren 20,55 Stellen nicht besetzt, wie Sozialstadtrat Frank Mükisch (CDU) auf eine Große Anfrage der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung mitteilte. Bis Mai sollen mehrere Stellen besetzt sein, bis Ende des Jahres möglichst alle. Laut Mükisch dauern die Einstellungsverfahren durchschnittlich fünf bis sechs Monate.

Was die Fallzahlen betrifft, haben die im Amt Beschäftigten derzeit ein Mehrfaches zu leisten: Ist ein Mitarbeiter im Monat für rund 250 Anträge zuständig, sind es aktuell bis zu 500, die durch Unterbesetzung, Krankheit und Urlaubsvertretung anfallen. Dabei geht es in den meisten Fällen um Grundsicherung und um Eingliederungshilfen für Behinderte.

Trotz alledem habe das Sozialamt Steglitz-Zehlendorf berlinweit noch einen guten Ruf, betonte Mükisch. Für die desolate Personalsituation machte er die Politik des Senats verantwortlich: „Seit vier Legislaturperioden wird runter gespart.“ Zudem gehe es auf dem Arbeitsmarkt nicht genügend geeignete Bewerber, denn dabei spiele auch der Verdienst eine Rolle. Mükisch nannte ein Beispiel: „Bei uns erhält ein Mitarbeiter mit A10-Tarif rund 2250 Euro, beim Bund um die 2500 Euro. Wer wählt schon einen schlechter bezahlten Arbeitsplatz?“

Trotz der dreiwöchigen Schließzeit konnten nicht alle Anträge erledigt werden. „Wie viele das genau sind, kann ich pauschal nicht sagen“, erklärte Mükisch.

Für Georg Boroviczény von der Piraten-Fraktion waren die Antworten „ein bürgerliches Trauerspiel der CDU“. Er verstehe nicht, wie die Zahl der unbesetzten Stellen derart anwachsen konnte, andere Bezirke hätten ein Polster an Personal. „Dass Stellen nicht schnell besetzt werden können, ist Ihr Versäumnis“, warf er Mükisch vor.

Martin Matz (SPD) beklagte ein weiteres Versäumnis: „Wenn schon Schließzeit, dann hätte es wenigstens bessere Informationen für die Bürger geben müssen, wohin und wann sie in Notfällen gehen können.“ uma

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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