BERUFSBILD
Viel Theorie und große Erfolge in der Praxis: Gesundheits- und Krankenpfleger
Bereits in seiner Schulzeit wusste Moritz Commichau, dass er in einem sozialen Beruf arbeiten möchte. Nach dem Abitur hat der heute 23-Jährige mit seiner Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger im St. Marien-Krankenhaus begonnen. Mit 274 Betten hat diese Klinik im Süd-Westen Berlins eine überschaubare Größe. Die rund 70 Ärzte und 135 Pflegekräfte kennen sich. Wer hier neu ist, spürt schnell die familiäre Atmosphäre am Arbeitsplatz.
Am Anfang der Ausbildung steht zunächst ein umfangreicher theoretischer Teil. Moritz Commichau rät allen Schülern, die sich für diesen praxisorientierten Beruf interessieren, "im Biologieunterricht gut aufzupassen sowie ein zweiwöchiges Praktikum zu absolvieren – besser noch ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)." Je realistischer die Arbeit während der beruflichen Orientierungsphase eingeschätzt werden kann, desto geringer ist die Abbrecherquote.
Im Unterricht an der Pflegeschule geht es zunächst um die Grundkenntnisse. Dazu gehören Anatomie, Medikamentenkunde, Krankheitslehre, Wundmanagement, Recht und Ethik. Außerdem wird mit Lerneinheiten ein solides Grundwissen aufgebaut – wie etwa Gesprächsführung, Funktion der Zellen, biochemische Prozesse bei Fieber, Hygiene, Ernährung und Geriatrie (Altersheilkunde). Zu den Voraussetzungen zählen gute Kenntnisse in Deutsch, Mathematik und Englisch.
Als Krankenpfleger sieht Moritz Commichau seinen Platz genau zwischen den behandelnden Ärzten und den Patienten. Gerade den Senioren muss er oft in aller Ruhe erklären, was im Rahmen der Behandlung gerade mit ihnen passiert. Das erfordert viel Zeit. Im praktischen Alltag müssen die Mitarbeiter jedoch ein persönliches Zeitmanagement entwickeln, um mehrere Patienten gleichzeitig angemessen versorgen zu können. Gleichzeitig darf man sich nicht jedes Schicksal zu Herzen nehmen. Auch professionelle Distanz will gelernt sein. „Am Anfang der Ausbildung war der Stress noch nicht so groß, doch jetzt sind die Erwartungen an meine Arbeit bereits größer“, sagt der sympathische Azubi.
Für Moritz Commichau ist es ein Traumberuf. Er erzählt gern von seinen Erfolgserlebnissen: „Wenn ich einem Patienten die Behandlung gut erklärt habe, kann er beim Genesungsprozess besser mitarbeiten.“ Wunden heilen und Patienten laufen wieder allein – über jeden kleinen Fortschritt freut sich das Team. Moritz Commichau erzählt von einer Patientin, die an Multiple Sklerose erkrankt war: „Diese Frau war Anfang 50, dehydriert und lag apathisch im Bett. Ich habe sie während ihres Klinikaufenthalts begleitet, war ihr beim Essen und Trinken behilflich. Nach drei Wochen konnte sie wieder aufrecht im Bett sitzen und hat wieder viel gesprochen. Das Schönste war ihre Dankbarkeit.“
Während der Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger absolvieren die Schüler verschiedene Praktika, unter anderem auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Außerdem haben sie die Möglichkeit, im Rahmen eines Wahleinsatzes zu erfahren, wie die Pflege in anderen Ländern funktioniert. Moritz Commichau hatte sich für einen Auslandsaufenthalt in Ghana entschieden. Auf einer Station für Leprakranke konnte er viele Erfahrungen sammeln. „Mir ist dabei erst richtig klar geworden, wie gut das deutsche Gesundheitssystem funktioniert.“
Hervorragend sind die beruflichen Perspektiven für erfahrene Schwestern und Pfleger, wobei die korrekte Berufsbezeichnung neuerdings Pflegefachmann oder -frau heißt. „Das ist ein gutes Sprungbrett“, sagt Moritz Commichau. Eine Zusatzausbildung zum Intensivkrankenpfleger ist genauso möglich wie ein Studium. „Ich kann mir später vorstellen, an einer Pflegeschule zu unterrichten.“
Weitere Informationen zum Berufsbild Pflegefachmann/-frau finden sich bei Berufenet auf https://bwurl.de/15i7.
Autor:Jochen Mertens aus Mitte |
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