Konflikte ohne Gewalt lösen
Beim Taekwondo lernen Schüler Disziplin und Selbstbewusstsein

Selahattin Turap zeigt beim Kampfsport-Training, wie mit Kraft und Körperbeherrschung ein sogenanntes Kampfbrett zerteilt werden kann.  | Foto: K. Rabe
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„Tae – Kwon – Do“ hallt es wie aus einem Mund durch die Sporthalle des Beethoven-Gymnasiums. Mit dem Ruf eröffnen die Teilnehmer der Taekwondo-AG ihre Trainingsstunde mit Selahattin Turap am Donnerstagabend. Der 51-Jährige leitet seit knapp 15 Jahren ehrenamtlich die AG und weiht Schüler der 7. bis 12. Klasse in die Kunst der Selbstverteidigung ein.

„Es ist beeindruckend, mit welcher Disziplin die Schüler bei der Sache sind“, sagt Gunilla Neukirchen. Die Schulleiterin der Beethoven-Oberschule ist beim heutigen Taekwondo-Training als Zuschauerin dabei. Sie freut sich, dass Turap seit so vielen Jahren ihren Schülern diese Möglichkeit gibt. „Die Schüler lernen hier, Konflikte friedlich zu regeln“, sagt sie. Zudem werde den Mädchen und Jungen eine gute Portion Selbstvertrauen vermittelt. „Allein, sich nicht hilflos zu fühlen, ist wichtig“, findet Neukirchen.

Johanna und Kilian sind begeistert beim Taekwondo dabei.  | Foto:  K. Rabe
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Das kann Selahattin Turap nur bestätigten. „Während früher die Menschen bei öffentlichen Streitigkeiten dazwischen gegangen sind, ist man heutzutage allein auf der Straße. Mit dem entsprechendem Selbstbewusstsein bewegt man sich anders und fühlt sich einfach sicherer“, sagt er.

Die Vermittlung von Selbstbewusstsein und Disziplin sind nicht die einzigen Gründe für Turap, sich ehrenamtlich an der Schule zu engagieren. „Es ist wichtig, sich um die Kids zu kümmern, sie von der Straße zu holen und ihnen einen fairen Weg zur Konfliktlösung aufzuzeigen“, sagt der Kampfsportmeister, der hauptberuflich als Deeskalationsmanager bei der Deutschen Post DHL arbeitet. Das Credo des Großmeisters und Träger des 5. Dan: „Wer sich heute nicht um die Jugendlichen kümmert, braucht sich morgen nicht über sie zu ärgern.“ Über 100 Stunden im Jahr trainiert er an der Lankwitzer Oberschule die Schüler in Selbstverteidigung – ehrenamtlich und ohne Bezahlung. „Ich stecke hier mein ganzes Herzblut und meine Seele hinein. Es ist wie eine zweite Familie“, sagt der Lankwitzer, der mit seinen über 20 AG-Teilnehmern selbst aktiv trainiert und mit ihnen gemeinsam schwitzt.

Die Mädchen und Jungen der Taekwondo-AG, Trainer Selahattin Turap und die Übungsleiter sind wie eine große Familie.  | Foto:  K. Rabe
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An der Schule selbst gibt es seit Jahren keinerlei Gewaltvorkommnisse. Auch das ist ein Verdienst von Selahattin Turap. Denn bei ihm lernen die Schüler, dass die einzig richtige Art, einen Konflikt zu lösen, eine gewaltfreie ist. In Rollenspielen üben sie, Konflikt- und Gewaltsituationen zunächst verbal zu klären. Manchmal sei es besser, einen Schritt zurückzugehen, als die Konfrontation zu suchen.

Diese Erfahrungen haben auch die beiden Teenager Johanna (18) und Sarah (17) gemacht. Sie trainieren seit sieben Jahren mit großer Begeisterung Taekwondo. Das Training sei motivierend und sehr hilfreich in vielen Lebenssituationen. Das Wissen, sich im Notfall wehren zu können, gibt den Mädchen Sicherheit. Sie fühlen sich für den Ernstfall gewappnet. Anwenden mussten sie die Kampftechniken wie Treten und Schlagen bisher zum Glück aber nicht. Dass seine Schüler ihre Fähigkeiten nicht ausnutzen, macht den Trainer stolz. Denn auch das gehört zu den Grundsätzen des Taekwondo: Höflichkeit, Respekt, Selbstdisziplin und Integrität.

Nach anderthalb Stunden ist das Training zu Ende. „Alles klar?“, fragt Turap in die Runde. „Ja Meister!“ ertönt es zurück und die Mädchen und Jungen verabschieden sich von ihrem Trainer in die Sommerferien. Wie in einer großen Familie gibt es zum Abschluss noch ein Eis für jeden.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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