Denkmalschützer kritisieren Umbaupläne für U-Bahnhöfe Schlossstraße und Rathaus Steglitz
Steglitz. Die Architekturwissenschaftler und Denkmalschützer würden gerne reden. Über die U-Bahnhöfe Schlossstraße und Rathaus Steglitz zum Beispiel. Das Problem: die BVG will sich nicht äußern.
Mit einem Offenen Brief, der die Umbaupläne der BVG vor allem auf den Linien U7 und U9 kritisiert, haben sich Wissenschaftler der vier Berliner Universitäten jetzt unter anderem an Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller, Senator Andreas Geisel, den Landeskonservator Dr. Jörg Haspel, BVG-Chefin Dr. Sigrid Evelyn Nikutta sowie Abgeordnete, Bezirkspolitiker und die Architektin des U-Bahnhofs Schlossstraße Ursulina Schüler-Witte gewandt.
„Es ist ja nicht so, dass wir die Notwendigkeit einer Sanierung der U-Bahnhöfe infragesstellen“, sagt Ralf Liptau, M.A. der Universität der Künste und einer der Initiatoren des Offenen Briefes. „Wir fordern aber ein radikales Neudenken im Umgang mit der Berliner U-Bahnarchitektur der 1960er bis 1970er Jahre.“ Er vermisst die Wertschätzung und Sorgfalt im Umgang mit ausdrucksstarken, charakteristischen Wahrzeichen der Stadt. Die Wissenschaftler befürchten, dass nach den derzeitigen Plänen der BVG, Bauwerke von herausragender gestalterischer Qualität unwiederbringlich verloren gehen. Für die Bewohner sind die Bahnhöfe zentrale, urbane Identifikationspunkte, deren Architektur im Stadtgefüge einen wichtigen Raum einnehmen.
Den braunen Flecken, bröckelnden Bauteilen und dem in die Jahre gekommenen Charme des U-Bahnhofzugangs Schlossstraße kann auch die Frühlingsonne in der Tat keinen Glanz mehr verleihen. Hier muss etwas getan werden. Doch was?
Von Seiten der BVG war bisher nur zu erfahren, dass die historische „Anmutung“ der U-Bahnhöfe Schlossstraße, Rathaus Steglitz und Friedrich-Wilhelm-Platz mit viel Sichtbeton erhalten bleiben soll. Gerade dies kritisieren die Wissenschaftler. „Der Abriss von Rainer Rümmlers markantem Eingangspavillon am Berliner U-Bahnhof Bayerischer Platz ist ein sichtbares Zeichen einer besorgniserregenden Entwicklung“, sagt Ralf Liptau. Wird die einzigartige Optik der Bahnhöfe in Steglitz erhalten bleiben oder das architektonische Gesamtkonzept zugunsten preiswerter Materialien und rein ökonomisch pragmatischer Kriterien geopfert? Die Initiatoren des Offenen Briefes sprechen von „Zerstörung der Interieurs“. Für sie sind Sanierung und Umgestaltung keineswegs gleichzusetzen. Sie fordern den Stopp und die Rücknahme der Planungen. Neben der Einrichtung eines wissenschaftlichen Beirats soll die Öffentlichkeit frühzeitig und umfangreich zu den geplanten Maßnahmen informiert werden. Gleichzeitig erwarten sie, dass Berliner U-Bahnhöfe der 60er- und 70er-Jahre in die Denkmalliste aufgenommen werden.
Auf Nachfrage teilt BVG-Pressesprechering Petra Reetz mit: „Tatsache ist, dass diverse Bahnhöfe der Nachkriegsperiode nicht mehr den Anforderungen an Brandschutz, wirtschaftlicher Bauwerksinstandhaltung, Vandalismussicherheit und Übersichtlichkeit entsprechen. Gerade die Bahnhöfe der sechziger Jahre sind, wie selbst deren Planer eingestehen, eher anspruchslos geraten. Hier wird nach neuen zeitgemäßen Lösungen gesucht, wie beispielsweise hellere und übersichtlichere Bahnhöfe. Für die Bahnhöfe Schlossstraße und Rathaus Steglitz wird der 70er-Jahre Stil im Wesentlichen erhalten bleiben und nicht mehr zugelassene Materialien ersetzt.“
Was das konkret bedeutet, wollen die Wissenschaftler wissen. Eine Reaktion auf Ihren Offenen Brief blieb bislang aus. Viel Zeit für ein Gespräch bleibt nicht mehr. Bereits im Vorjahr hat die BVG mit der Grundinstandsetzung des U-Bahnhofs Rathaus Steglitz begonnen. Diese Arbeiten sollen dort nun fortgesetzt werden.
Die Grundsanierung des Bahnhofs Schlossstraße soll in diesem Jahr starten. Schon während der Sommerferien sind dort ebenso wie am Walther-Schreiber-Platz und Rathaus Steglitz Bauarbeiten an den Bahnsteigen geplant. sabka
Autor:Sab Ka aus Pankow |
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