Obst- und Gemüsestand soll nach über 50 Jahren verschwinden
In nur wenigen Tagen haben Simone Meyer und Michael Teuber rund 300 Unterschriften für den Erhalt ihres Standes gesammelt. An sechs Tagen in der Woche stehen sie seit fünf Jahren in Lankwitz. Michael Teubers Arbeitstag beginnt kurz nach Mitternacht, wenn er sich aus dem Bett quält, um auf dem Großmarkt frisches Obst und Gemüse einzukaufen. Mit seiner Lebensgefährtin betreibt er an drei Markttagen in der Woche zwar noch einen Stand in Kleinmachnow - doch ohne den Stand in Lankwitz reicht das Geld zum Leben nicht.
Jahr für Jahr müssen Betreiber von mobilen Ständen eine Ausnahmegenehmigung nach der Straßenverkehrsordnung und eine Sondernutzungserlaubnis nach dem Berliner Straßengesetz beantragen. Die für den Stand in Lankwitz genehmigte Fläche betrug stets drei Quadratmeter. Jetzt lehnt das Ordnungsamt eine weitere Verlängerung ab und begründet dies damit, dass mehr als die beantragte Fläche genutzt wurde. Dies sollen Fotos, die das Ordnungsamt zu unterschiedlichen Zeiten gemacht hat, belegen. "Ich verstehe nicht, warum uns die Mitarbeiter des Amtes nicht sofort informiert und uns auf unser vermeintlich verkehrswidriges Handeln hingewiesen haben. So hätte ich es erwartet. Stattdessen erhielten wir erst Tage nach dem Entstehen der Fotos den Bußgeldbescheid."
Anwohner, die den kleinen mobilen Stand in der Nachbarschaft lieb gewonnen haben, sind erzürnt: "Hier geht es um Existenzen!", ärgert sich Andreas Mittelstädt. "Hier wird einer Familie einfach so die Lebensgrundlage entrissen!"
Unverständlich ist auch, dass bereits drei Quadratmeter die Verkehrsteilnehmer gefährden, die Betreiber des Obststandes mit Schreiben vom 28. August eine Ausnahmegenehmigung und Sondernutzung für eine Fläche von zwölf Quadratmetern bis einschließlich 31. Oktober genehmigt. "Das ist doch reine Willkür", schimpft Andreas Mittelstädt weiter.
Ohnehin wird spekuliert, dass das Argument des verkehrswidrigen Verhaltens nur vorgeschoben sei und dass es vielmehr darum ginge, Gewerbetreibende vor dem mobilen Handel zu schützen. Die Betreiber wollen und werden weiter kämpfen und wissen dabei viele Unterstützer wie Andreas Mittelstädt hinter sich. "Jeder hier möchte, dass dieser Stand bleibt. Und wenn es nicht mehr wichtig ist, was die Menschen, was die Bürger denken, dann können wir alle einpacken", erklärt Mittelstädt. Die Berliner Woche wollte natürlich vom zuständigen Bezirksstadtrat Michael Karnetzki (SPD) eine Stellungnahme einholen. Dazu war dieser aber auf Nachfrage nicht bereit.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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