Feuerwehren fanden schnell zusammen
Feucht-fröhlicher Versuch der Maueröffnung am "Checkpoint Qualitz"

Rolf Kohlmann, Fritz Schödel und Edmund Hübner am "Checkpoint Qualitz" in Lübars.  | Foto: Christian Schindler
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  • Rolf Kohlmann, Fritz Schödel und Edmund Hübner am "Checkpoint Qualitz" in Lübars.
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Wenn in diesen Tagen des Mauerfalls vor 30 Jahren gedacht wird, geraten oft viele kleine Grenzöffnungen aus dem Blick, die für das Zusammenleben der Deutschen und der Berliner wichtig wurden.

Wer aus dem Reinickendorfer Dorf Lübars hinaus in Richtung Blankenfelde fährt, passiert irgendwann auf der rechten Seite den "Checkpoint Qualitz". Dort gab es zwar nie einen international bekannten Grenzübergang wie den Checkpoint Charlie, doch für die Menschen im Norden Berlins und im Umland hatte er eine wichtige Funktion. Dort rissen am 3. Juni 1990 die Freiwilligen Feuerwehren aus Blankenfelde und Lübars die Mauer ein und schufen eine provisorische Verbindung zwischen Reinickendorf und Brandenburg. Am 16. Juni 2001 ließ die damalige Reinickendorfer Bürgermeisterin Marlies Wanjura (CDU) den Stein mit der Plakette aufstellen, die den "Checkpoint Qualitz" markiert. Helmut Qualitz war damals der Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr in Lübars.

Der Lübarser Landwirt Helmut Qualitz ist 2016 verstorben. Andere an dem Mauerabriss Beteiligte haben sich kürzlich in Lübars wiedergesehen. Der 75-jährige Fritz Schödel war damals der Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr in Blankenfelde und damit der Partner von Qualitz bei der Maueröffnung. Der 71-jährige Rolf Kohlmann war damals als Berufsfeuerwehrmann oft auf der Wache Lübars, der 66-jährige Edmund Hübner verfolgte von der Feuerwache Schillerpark aus das Zusammenwachsen der Stadt und betätigte sich später in der Freiwilligen Feuerwehr Lübars. Alle drei berichten, wie damals die Feuerwehren schnell zusammenfanden, obwohl der Mauerbau 1961 eine scharfe Trennlinie gezogen hatte. „Wir kannten uns natürlich in Lübars aus, wir waren Nachbarn und Landwirte“, sagt Fritz Schödel über die Zeit vor 1961. Er hatte sogar mal ein Pferd in einem Lübarser Stall untergebracht.

Mit dem Mauerbau waren jedoch die Kontakte beendet. Die Feuerwehrleute galten in der DDR als Geheimnisträger, die keinerlei Kontakte zum „Feind“ auf der anderen Seite haben sollten. Auch wenn man sich offiziell daran hielt, blieb das Interesse an der anderen Seite bestehen. Und das wurde nach der Maueröffnung am 9. November sofort wieder mit Leben gefüllt.

Gleichwohl blieb der Weg zueinander zunächst lang. Wenn sich die Menschen aus Lübars und Blankenfelde treffen wollten, mussten sie den Grenzübergang Wollankstraße nehmen, und hatten von dort auch noch weite Wege zu ihrem Ziel. Schmunzelnd berichten die Feuerwehrleute, dass es schon deutlich vor dem 3. Juni 1990 einmal den Versuch gab, die kurze Verbindung zwischen Blankenfelde und Lübars wieder herzustellen. Man hatte festgestellt, dass man mit einem 17er Schraubenschlüssel ein Tor in der Hinterlandmauer öffnen konnte. Das war allerdings beinahe auch im Wortsinn eine Schnapsidee, die im Mauerstreifen versandete. Im Rückblick ist viel von Sekt die Rede. An dem mag es auch liegen, dass sich niemand an das genaue Datum dieser privaten Feuerwehrinitiative erinnern kann. Schließlich war der denkwürdige Abend auch nur eine Episode im Zusammenwachsen der Feuerwehren.

Ralf Kohlmann und Lutz Hübner waren später als Berufsfeuerwehrleute immer wieder im Ostteil der Stadt unterwegs, der Freiwillige Feuerwehrmann Fritz Schödel genoss schon 1989 die Möglichkeit, wieder Kontakt zu den Nachbarn in Lübars zu haben.

Rolf Kohlmann, Fritz Schödel und Edmund Hübner am "Checkpoint Qualitz" in Lübars.  | Foto: Christian Schindler
Wo einst der Grenzstreifen war, führt jetzt der Mauerradweg durch märkische Landschaft. Rolf Kohlmann, Edmund Hübner und Fritz Schödel sorgten persönlich für Kontakte über die einstige Grenze hinweg.  | Foto: Christian Schindler
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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