1. FC Lübars ist die Überraschung der Rückrunde
"Natürlich sind wir im Verein wahnsinnig stolz darüber, nach 15 Spieltagen so gut dazustehen", sagt der Vorsitzende Michael Reinke und freut sich. Die Lübarser überwintern mit acht Siegen, zwei Remis und nur fünf Niederlagen auf Platz sechs. Und dabei galt das Team aus dem Norden bei vielen Fachleuten als Abstiegskandidat Nummer eins.
Zunächst verließen im Sommer Trainer Karsten Steffan und sieben Stammspieler den Klub in Richtung Wittenauer SC. Dann entschied sich auch noch Benjamin Lamprecht, heute der Toptorjäger der Liga, in allerletzter Sekunde gegen den 1. FC und für die Wittenauer. Und als sei das alles nicht schon genug, verließ auch der neue Trainer Frank Schaaf den Klub, bevor überhaupt ein einziger Ball in einem Pflichtspiel gerollt war. "Ich war weder verärgert, noch enttäuscht. Ich war einfach nur entsetzt als Frank Schaaf die Brocken hingeschmissen hat", erinnert sich Reinke an den Moment, als der 1. FC wenige Tage vor Saisonbeginn plötzlich ohne Coach dastand. Zudem machten sich nun auch noch einige der verbliebenen Spieler Gedanken über einen Abschied aus Lübars. Zu diesem Zeitpunkt gab niemand mehr einen Pfifferling auf den 1. FC.
"An dieser Stelle muss ich zwei Personen nennen, die das Ruder herumgerissen haben und die maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass wir heute dort stehen, wo wir stehen: das sind Thomas Pyrrhus und Kevin Neuhaus", so Reinke. Der Vorsitzende zauberte den neuen Trainer Pyrrhus sozusagen über Nacht aus dem Hut. "Thomas ist seit vielen Jahren im Verein und war früher auch schon einmal Trainer bei uns. Ich habe ihn gefragt, ob er sich dieses Amt in dieser prekären Situation zutraut, und wir haben es umgehend per Handschlag besiegelt." Und Mittelfeldstratege Neuhaus, der bei vielen Klubs aufgrund seiner Klasse heiß begehrt ist, schnappte sich umgehend sein Telefon und leistete bei zahlreichen Spielern Überzeugungsarbeit: dass es trotzdem Sinn machen würde, für Lübars zu spielen. Nur zwei Tage später trat ein komplett neu formiertes Team im ersten Spiel der Saison gegen den SC Staaken an, schoss die Spandauer beim 5:1-Sieg förmlich vom Platz und stellte die Weichen für eine bis dato sehr gute Saison. "Der Schlüssel des Erfolgs ist letztlich die gesamte Mannschaft - da beziehe ich den Trainerstab mit ein. Weil sie es geschafft hat, sich innerhalb kürzester Zeit zu einer Einheit zu formieren", sagt Reinke.
Und so tummeln sich nun die Lübarser mit sieben anderen Teams, die alle nur fünf Punkte voneinander getrennt sind, an der Tabellenspitze der Liga. Mit welchen Zielen geht der 1. FC nun in die Rückrunde, die am 2. März beginnen wird? "Wenn wir gut aus den Startlöchern kommen sollten, werden wir mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben", meint Reinke. Und auf der Weihnachtsfeier am 8. Dezember blieb sogar ein wenig Zeit, sich mit einem ganz anderen Szenario auseinanderzusetzen: "Dort haben wir in der Tat und zum allerersten Mal über einen möglichen Aufstieg in die Berlin-Liga und die damit verbundenen höheren finanziellen Anforderungen nachgedacht", verrät Reinke. "Natürlich ist so ein Szenario nicht sehr realistisch. Aber wenn wir zum Ende der Saison weiterhin da oben in der Tabelle mitmischen sollten, werden wir von den Jungs nicht verlangen, unsere Spiele absichtlich zu verlieren."
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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