1. FC Lübars stellt keinen Lizenzantrag für die 1. Bundesliga
"Wir müssen unseren Mädels leider mitteilen, dass die finanzielle Unterstützung für die 1. Bundesliga nicht gegeben ist, wir es allein nicht stemmen können und somit in der 2. Liga bleiben werden", erklärte der Vorsitzende Michael Reinke gegenüber dem Westfalen-Blatt.
Seit Wochen, wenn nicht Monaten war über dieses Thema diskutiert worden. Der einzige relevante Aspekt in diesem Zusammenhang war das Geld: Der Etat für die 2. Bundesliga beläuft sich auf knapp 200.000 Euro - für die Eliteliga wäre mindestens das Doppelte nötig. "Unsere Frauen brechen nicht gerade in Jubelstürme aus, wenn sie mich sehen" hatte Reinke in den letzten Wochen gelernt, mit der Rolle des Buhmanns zu leben. Dabei hat der langjährige Vorsitzende, der diese Funktion zurzeit nur noch kommissarisch bekleidet, alles in seiner Macht stehende getan, um einen Aufstieg auch finanziell möglich zu machen. Doch letztlich scheiterten die Gespräche mit Kooperationspartner Hertha BSC, mit dem man seit 2009 sehr erfolgreich im Frauenbereich zusammenarbeitet. Doch die Charlottenburger waren nicht gewillt, dass derzeitige Budget zu erhöhen. Im Gegenteil: Der Kooperationsvertrag, der im Sommer 2016 ausläuft, soll nicht verlängert werden. Darüber hinaus waren den Lübarsern zuletzt bereits zwei andere größere Sponsoren abgesprungen.
Besonders bitter ist all dies, da der 1. FC auch nach 16 von 22 Spieltagen Spitzenreiter der 2. Bundesliga Nord ist und alle Zeichen auf den Gewinn der Meisterschaft und einen möglichen Aufstieg hindeuteten.
Was der Frauenfußball generell benötigt, um erfolgreich sein zu können und nicht in einem finanziellen Desaster zu enden, sind über Jahrzehnte gewachsene Strukturen wie bei den deutschen Spitzenklubs 1. FFC Frankfurt und Turbine Potsdam oder finanzkräftige Sponsoren im Hintergrund wie beim VfL Wolfsburg und Bayern München. Diese vier Teams dominieren den deutschen Frauenfußball seit Jahren und werden dies voraussichtlich auch in den nächsten Jahren tun.
Doch wie geht es nun sportlich in Lübars weiter? Natürlich sind die Spielerinnen enttäuscht. Ob die Mannschaft dennoch die Kraft hat, weiterhin starke Leistungen abzuliefern und eventuell die Meisterschaft in der 2. Bundesliga zu erringen, bleibt abzuwarten. Dass die Truppe um das Trainergespann Jürgen Franz und Christian Pohl das sportliche Niveau besitzt, hat sie bisher eindrucksvoll bewiesen. Gerüchten zu Folge haben einige Spielerinnen für die neue Saison ihre Fühler bereits zu anderen Klubs ausgestreckt - vorwerfen kann man es ihnen nicht.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.