Trotz Erfolgs bleibt Aufstieg des 1. FC Lübars offen
Lübars. Nach einer mehr als beeindruckenden Hinrunde haben die Fußballerinnen vom 1. FC Lübars die Herbstmeisterschaft in der 2. Bundesliga errungen und überwintern auf Platz eins - dem Rang, der zum direkten Aufstieg in die 1. Bundesliga berechtigt.
Ob der 1. FC am Ende tatsächlich in die Eliteliga aufsteigen wird, entscheidet sich unabhängig vom sportlichen Abschneiden in der Rückrunde vermutlich nicht nur auf dem grünen Rasen.
Bis Ende Februar müsste seitens des Klubs ein Lizenzantrag für die 1. Bundesliga gestellt werden. Doch ob dies geschieht, ist völlig offen.
"Fakt ist: Allein werden wir als 1. FC Lübars einen Aufstieg in die 1. Bundesliga finanziell nicht stemmen können", sagt Michael Reinke, Vorsitzender des Klubs. Der Etat für die laufende Zweitligasaison beläuft sich auf rund 180 000 Euro. Reinke geht davon aus, dass der Etat für die 1. Bundesliga mindestens doppelt so hoch sein müsste. Hinzu kommen Auflagen des Deutschen Fußballbundes wie eine feste Geschäftsstelle direkt am Spielort. Diese gibt es auf der Sportanlage an der Finsterwalder Straße, wo der 1. FC seine Heimspiele bestreitet, nicht. "Das sind Bedingungen, wie sie eigentlich nur unser jetziger Kooperationspartner Hertha BSC erfüllen kann", sagt Reinke. Aber auch dieser Kooperationsvertrag läuft im Sommer aus. Gespräche stehen demnächst an - Ausgang völlig offen. "Ohne Hertha oder einen anderen strategischen Partner ist nicht geplant, einen Lizenzantrag für die 1. Liga zu stellen."
Ein Problem des Frauenfußballs ist es generell, finanzkräftige Unterstützer zu finden. Lediglich Vereine wie Turbine Potsdam oder der 1. FFC Frankfurt, wo über viele Jahre Strukturen gewachsen sind, oder aber Klubs wie der VfL Wolfsburg, die große Unternehmen im Rücken haben, konnten und können sich längerfristig in der Spitze halten. "Leider schreiben wir auch jetzt schon in der 2. Liga rote Zahlen, so dass es für uns als 1. FC Lübars momentan überhaupt keinen Sinn macht, ohne Unterstützung etwas zu planen", erläutert Reinke. Selbst Traditionsvereine wie der Hamburger SV und der VfL Bochum haben sich unlängst mit ihren Frauenfußball-Abteilungen aus dem Leistungsbereich zurückgezogen, weil diese nicht annähernd rentabel waren.
Dabei lief es in der Hinrunde in Lübars sportlich so gut wie niemals zuvor: Im Mittelfeld zieht eine überragende Aylin Yaren die Fäden, vorn sorgen Erika Szuh mit sieben und Madeleine Wojtecki mit bislang sechs Treffern für Torgefahr. Über allem steht aber eine überragende Defensivleistung des gesamten Teams: Nach der 2:4-Auftaktpleite beim SV Werder Bremen hat der 1. FC Lübars zehn Mal in Folge (!) zu Null gespielt. Und somit überwintert die Truppe um das Trainergespann Jürgen Franz und Christian Pohl mit neun Siegen, einem Remis und nur einer Niederlage mit 28 Punkten an der Tabellenspitze. Die ärgsten Verfolger heißen SV Meppen (25 Zähler) und Werder Bremen (24).
"Der sportliche Erfolg freut uns natürlich sehr. Aber für uns als Vorstand wäre es wirklich am besten, wenn unsere erste Frauenmannschaft komplett zu Hertha BSC geht wie es von Anfang an mein Plan war, weil dort alle Rahmenbedingungen einfach gegeben sind. Ich weiß, dass ich mir bei unseren Frauen damit keine Freunde mache. Aber unser Verein könnte dann wieder in ruhigen Gewässern schwimmen. Die 1. Bundesliga ist für den 1. FC Lübars einfach eine Nummer zu groß", erklärt Reinke ohne Umschweife.
Michael Nittel / min
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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