„Was machen die denn da?“ Von den Leiden eines Fußball-Präsidenten
Lübars. Interviews bekommen manchmal eine ganz eigene Dynamik. So auch das Gespräch mit Michael Reinke, seines Zeichens Vorsitzender beim 1. FC Lübars und Vorsitzender der AG Reinickendorfer Fußballvereine, am Rande des Bezirkspokals am 29. Juli.
„Die ersten Wochen in der Saisonvorbereitung haben gezeigt, dass unser neuer Trainer Thomas Heim eine ganz eigene Handschrift besitzt und unserem Team schon seinen Stempel aufgedrückt hat. Das sah schon ganz gut aus“, freute sich Reinke, während parallel das Gruppenspiel seines Teams gegen den Nachbarn Wittenauer SC Concordia angepfiffen wurde.
Am Sonntag, 20. August, beginnt für den 1. FC, im letzten Jahr aus der Landesliga abgestiegen, die neue Saison in der Bezirksliga mit einem Heimspiel gegen den SC Teutonia II. Und eigentlich hatte sich Reinke gewünscht, in dieser Spielzeit wieder ganz vorn angreifen zu können. Doch auch in Lübars muss man sich den Realitäten stellen. „Leider ist es so, dass durch den Abgang unseres alten Trainers Benno Schaller auch zahlreiche Spieler gegangen sind, so dass wir wieder einmal nahezu ein komplett neues Team formieren müssen. Und da das Transferfenster noch bis zum 31. August geöffnet ist, steht selbst so kurz vor dem Saisonstart noch immer nicht fest, mit welchen Spielern wir letztlich in die Saison gehen werden.“ Drei Landesliga erfahrene Akteure konnte Coach Heim von seinem alten Klub Schwarz-Weiß Spandau bereits nach Lübars locken.
Neun Gegentore in 20 Minuten
„Auch heute – hier beim Bezirkspokal – haben wir eine Hand voll Jungs mit dabei, die sich noch überlegen, zu uns zu wechseln“, verriet Reinke. Und während der Vorsitzende diese Aussagen tätigte, war über den Lautsprecher – wie in einer Dauerschleife – immer wieder zu hören: „Tor für den Wittenauer SC, Tor für Wittenau!“ Reinke wirkte irritiert: „Was machen die denn da? Keine Lust?! Das kann es ja nicht sein!“ Am Ende hatte sich der 1. FC Lübars in einer Spielzeit von nur 20 Minuten mit 9:1 (!) von den Wittenauern abschlachten lassen. Mit vier Niederlagen in vier Spielen schieden die Grün-Weißen letztlich kläglich aus dem Wettbewerb aus. „So was geht gar nicht“, war Reinke stocksauer. „Und die Jungs, die heute vorgespielt haben, werden sich das jetzt bestimmt noch mal überlegen, zu uns zu wechseln.“
Wir können uns über die Qualität kein Urteil bilden
Und so weiß man in Lübars kurz vor dem Saisonstart tatsächlich noch nicht, mit welchen Spielern man letztlich durch diese Saison gehen wird und was am Ende dabei herausspringen kann: „In der derzeitigen Situation kann man vermutlich zufrieden sein, wenn wir besser abschneiden werden als im Vorjahr, als wir den neunten Platz belegten“, stapelte Reinke tief. Auch über die Qualität der Gegner kann sich der Vorsitzende noch kein Urteil erlauben: „Letztlich geht es vielen anderen Klubs doch genauso wie uns: Ein Kommen und Gehen, so dass kaum jemand weiß, wie stark seine Gegner beziehungsweise sein eigenes Team überhaupt ist.“ Und so wird es ein paar Wochen und ein paar Spieltage lang dauern, um wirklich zu sehen, wohin die Reise für den 1. FC in dieser Spielzeit gehen wird.
Und als der Schiedsrichter das Nachbarschaftsduell endlich abgepfiffen hatte und einige Wittenauer Fans begannen, Gesänge auf ihren Klub anzustimmen, war Reinke endgültig und restlos bedient. Manchmal ist es wirklich nicht leicht, Präsident eines Fußballklubs zu sein. min
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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