Edelsteine für den guten Zweck: Schülerfirma aus dem MV feiert Jubiläum
Märkisches Viertel. Seit 20 Jahren gibt es an der Waldorfschule Märkisches Viertel die Schülerfirma Steinbrücke. Mehr als 100.000 Euro vom Gewinn hat die GbR inzwischen für den guten Zweck gespendet. Am 4. Juni feiert die Steinbrücke den runden Geburtstag und die Schule ihr Sommerfest.
Schülerfirma – das Wort klingt erst mal nach Arbeit, eher nicht nach Spaß. Wenn auch noch klar ist, dass jede Menge Freizeit für den Job draufgeht, der Gewinn aber nicht in die eigene Tasche fließt, stellt sich die Frage: Wie viele Teenager lassen sich wohl darauf ein? „Klar reißen sich nicht alle Schüler darum – aber wer mitmacht, mit dem kann man Pferde stehlen“, sagt Michael Benner. Der Waldorf-Lehrer hat die Steinbrücke vor 20 Jahren ins Leben gerufen und ist noch immer mit Feuer und Flamme an Bord. Benner nennt sich zwar Projektleiter, ist seinen Schülerkollegen aber in keiner Weise übergeordnet. Die GbR funktioniert basisdemokratisch, jede Stimme ist gleichberechtigt, entschieden wird mit einfacher Mehrheit. Zwischen zwölf und 20 Neunt- bis Zwölftklässler zählen zum Steinbrücke-Team. Und was genau macht die Firma? Kurz gesagt: Sie betreibt Mineralienhandel – kauft und verkauft in erster Linie sogenannte Halbedelsteine.
„Aus pädagogischer Sicht ist das Handeln vielleicht nicht ganz so sinnvoll wie andere Arbeiten“, räumt Benner ein. „Doch es geht ja nicht bloß darum.“ Schließlich fahren die Steinbrückler einmal pro Jahr – meist in den Osterferien – gemeinsam nach Idar-Oberstein, um dort im großen Stil vor allem Edelsteine aber auch Ketten, Ohrringe und Co. einzukaufen. Inklusive ist dann ein kompletter „Schleiftag“. Von 8 Uhr morgens bis zum späten Nachmittag lernen die Mädchen und Jungen bei einem der letzten Könner seiner Zunft das Schleifen. Am Ende nimmt jeder Schüler zwei bis drei perfekt geschmirgelte Schmuckstücke mit.
Übers ganze Jahr ist die Steinbrücke dann auf diversen Basaren, Märkten und Messen zu Gast – um Amethyste, Tigeraugen, Opale, Rosenquarze oder Bergkristalle zu verkaufen. „Hektisch wird’s Mitte November bis Anfang Dezember“, erzählt Benner. „Da haben wir manchmal bis zu sechs Verkaufsstände an einem Tag. Das muss logistisch gut durchdacht und vorbereitet sein.“ Etliche Preise hat die Steinbrücke bereits eingeheimst, über die Jahre wurde sie in dutzenden Zeitungsartikeln gelobt. Was wohl nicht der Fall wäre, bliebe es beim Handel allein. Das wirklich Herausragende an der Steinbrücke ist ihre Hilfsbereitschaft. 310.000 Euro hat die Firma seit der Gründung vor 20 Jahren umgesetzt, 113.000 Euro Gewinn erzielt und davon fast alles, nämlich 108.000 Euro, an gemeinnützige Projekte in 17 Ländern gespendet. Stattliche Summen gingen unter anderem ans Straßenkinderprojekt Zaza Faly aus Madagaskar, an eine Initiative in Afghanistan, die sich um Mädchen kümmert, und an die Schülerhilfe Baobab in Ghana. Seit Kurzem unterstützt die Steinbrücke auch die Flüchtlingsinitiative „Neue Nachbarn Moabit“.
Am Sonnabend, 4. Juni, feiert die Steinbrücke den 20. Geburtstag in der Waldorfschule Märkisches Viertel, Treuenbrietzener Straße 28. Los geht’s um 12 Uhr, dann präsentieren sich neben der Waldorf-Schülerfirma zwei weitere: Beeologie der Emil-Molt-Akademie und FairWear der Rudolf Steiner Schule. Mit dabei sind außerdem Vertreter der Hilfsprojekte aus Madagaskar, Ghana und Moabit. Ab 14 Uhr steigt das Sommerfest der Schule, und es gibt einen Sonder-Steineverkauf zugunsten von Zaza Faly und Baobab. Gäste sind herzlich willkommen. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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