Autor Ron Segal erschafft Animationsfilm zur Geschichte eines Holocaust-Überlebenden
Der lange Weg vom Roman zum Film
Mit einer Lesung des deutsch-israelischen Schriftstellers Ron Segal erlebten Schüler, Lehrer und Sozialarbeiter des Campus Hannah die ersten Schritte zur Verfilmung eines Erfolgsbuches.
Mit dem Filmen fing es an, und mit dem Filmen geht es weiter. Ron Segal, 1980 in Israel geboren, studierte an der Sam Spiegel Film and Television School in Jerusalem. In Berlin, wo Segal seit 2009 lebt, befasste er sich mit der filmischen Dokumentation der Zeugnisse von Überlebenden im Rahmen der Shoah Foundation von Steven Spielberg. Das regte ihn zu dem 2014 in Deutschland erschienen Roman „Jeder Tag wie heute“ an.
Hauptfigur des Romans ist ein 90-jähriger Überlebender des Holocaust, der erstmals wieder nach Deutschland reist. Dabei beschäftigt ihn vor allem ein privates Projekt. Sein Gedächtnis wird immer schwächer. Er versucht, die Lebensgeschichte seiner verstorbenen Frau und ihre gemeinsame Zeit aufzuschreiben, für die Zeit, in der er sich nicht mehr wird erinnern können. Das hatte er seiner Frau noch versprochen.
Figur basiert auf Überlebendem
aus Video der Shoah-Foundation
Inzwischen arbeitet Segal an der Verfilmung in Form einer Animation. Er zeigt erste Entwürfe, die sich weiter entwickelten und mittlerweile so weit gediehen sind, dass es an die bewegten Szenen gehen kann. Die animierte Figur von Adam hat übrigens Ähnlichkeit bekommen mit einem Holocaust-Überlebenden, der in einem Video der Spielberg-Foundation seine Geschichte berichtet.
So faszinierend, wie die Entwicklung des Films ist, war für die Schüler auch das Gespräch über die Lage in einem Land, in dem vor 75 Jahren der organisierte Massenmord an den Juden nur militärisch beendet werden konnte und in dem heutzutage wieder rassistisch motivierte Terroristen unterwegs sind. Eine Schülerin berichtet, dass sie schon dumme Sprüche zu hören bekam, weil sie türkische Wurzeln hatte.
Juden werden wieder herabgewürdigt
Segal selbst berichtet von einem Ereignis, das nicht ihn, sondern einen anderen betraf, und angesichts dessen er sich fragt, warum er nichts unternahm. In der U-Bahn begegnete er einem jungen, durch seine Kleidung erkennbar orthodoxen Juden, dem plötzlich andere junge Männer das Wort „Jude“, offenbar als Herabwürdigung gemeint, entgegen zischten. Segal unternahm nichts, fragt sich aber, ob er zumindest diese Menschen hätte ansprechen sollen. Der offenkundig Geschmähte reagierte selbst auch nicht. „Vielleicht war er es gewöhnt“, meint Segal heute, und sieht in der sprachlichen Verrohung ein Problem. Es existiert allerdings auch Anteilnahme. So erinnern inzwischen zwei Stolpersteine an der Goltzstraße 32 in Schöneberg an die Großeltern seiner Mutter.
Ron Segals Roman „Jeder Tag wie heute“ ist im Göttinger Wallstein Verlag erschienen, hat 140 Seiten und kostet 17,90 Euro (ISBN 978-3-8353-1557-0).
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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