Zehntklässler befragten Vertreter der in der BVV vertretenen Parteien
Politisches Speeddating im Thomas-Mann-Gymnasium
Ein schnelles Kennenlernen, bei dem mögliche Gemeinsamkeiten und Sympathien abgeklopft werden: das ist Speeddating bekannt vor allem bei der Partnersuche. Im Thomas-Mann-Gymnasium haben die zehnten Klassen am 26. August auf diese Weise die Positionen von Politikern und ihrer Parteien vor den Wahlen am 26. September abgeklopft.
Eingeladen waren Vertreter der sechs in der Bezirksverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen. Sie wurden mit ebenso vielen Themen und damit Speeddating-Stationen konfrontiert. Dabei ging es um Umwelt- und Klimaschutz, Bildung und Digitalisierung, Mietpreisentwicklung und die Folgen, Populismus oder Migration und Inklusion. Die Politiker wanderten von einem Themenraum zum nächsten. In jedem blieben zehn Minuten Zeit für das Frage- und Antwort-Spiel. Die drei Jüngsten von ihnen hat die Berliner Woche dabei beobachtet.
Auch bei der "Zukunft unseres Wirtschaftssystems". Dies habe natürlich eine Zukunft, erklärte David Jahn (FDP). Gerade mit Blick auf die Herausforderungen der Zukunft. Für gute Ideen müsste es aber auch Raum und Möglichkeiten durch das Ausweisen neuer Gewerbegebiete geben.
Die Wirtschaft müsse sich auf die Veränderungen einstellen, fand Niklas Grasselt (CDU) und nannte unter anderem das Stichwort Homeoffice und die Digitalisierung. Eine Zukunftsaufgabe, gerade auch für die heutigen Schüler.
Es brauche eine Transformation in ein sozial-ökologisches Wirtschaftssystem, erkärte Bogusz Schmidt (B’90/Grüne). Auch ein verändertes Mobilitätsverhalten gehört für ihn zu diesem Komplex. Dazu passte auch eine Frage zur Verlängerung der U8 ins Märkische Viertel. Natürlich müsse die kommen, unterstrich David Jahn. Das Vorhaben sei "praktisch nicht mehr möglich", erläuterte Bogusz Schmidt.
Ein Vorteil von Speeddating ist, dass auch die Antworten ziemlich kurz ausfallen. Dafür sorgte schon das Zeitlimit. Auch den Parteienvertretern war klar, dass sie ihre Botschaften umso besser anbringen können, je mehr Fragen aufgerufen werden. An denen gab es keinen Mangel. Kaum endete eine Ausführung gingen wieder einige Hände aus dem Kreis der hier 22 Zehntklässler nach oben.
Manche Fragen wurden, etwas variiert, allen gestellt. Andere einzelnen Politikern exklusiv. Ob er ein E- oder ein Wasserstoffauto als Fortbewegung favorisieren würde, wollte ein Schüler vom FDP-Verordneten David Jahn wissen. Seine Antwort: "Die Bahn". "Sind Sie für eine Legalisierung von Cannabis?", ging an Bogusz Schmidt. Die knappe Replik: "Ja".
Die Speeddating-Teilnehmer von CDU, Grünen und FDP hatten eine Gemeinsamkeit. Alle sind noch ziemlich jung. Niklas Grasselt (29) kandidiert für die BVV und für das Abgeordnetenhaus. Auf der Bezirksliste seiner Partei gäbe es noch mehrere Bewerber in seinem Alter oder darunter, erzählte er. Der jüngste wäre 18 und habe gerade Abitur gemacht. Bogusz Schmidt (21) will ebenfalls in die BVV. Außerdem ist er Mitglied bei der Grünen Jugend. David Jahn (25) sitzt bereits seit 2016 in der BVV Reinickendorf. Der Vorsitzende der Jungen Liberalen Berlin geht als FDP-Spitzenkandidat in die Wahl am 26. September.
Von den meisten Schülern dürfen die Jung-Politiker noch nicht gewählt werden. Nur wenige Zehntklässler sind bereits 16 Jahre alt und damit auf Bezirksebene wahlberechtigt. Und dass anscheinend nicht nur diese Gruppe politisch interessiert ist, zeigten die vielen Fragen und die Speeddating-Idee. Sie sei sich zwar schon vorher ziemlich klar gewesen, wem sie ihre Stimme gebe, sagte ein Mädchen. Die Veranstaltung habe das aber noch einmal bestätigt.
Es habe ihm Spaß gemacht, sagte Bogusz Schmidt nach dem Sechs-Themen-Parcous. Die jeweils nur zehn Minuten hielt er aber für etwas zu kurz bemessen. Zum Veranstaltungsort bestand für ihn eine besondere Verbindung. "Ich war Schüler am Thomas-Mann-Gymnasium".
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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