Märkisches Viertel hat einen Klettergarten mit besonderer Entstehungsgeschichte
Märkisches Viertel. Heißer Kinderpunsch war im Angebot und extrem begehrt, denn der Herbst legte Winterambitionen an den Tag: Mit einem Fest für die Nachbarschaft und alle Projektpartner feierte die Apostel Petrus Gemeinde am 4. November die Eröffnung ihres Klettergartens.
Viele Köche verderben den Brei? Nicht immer. Am neuen Klettergarten im Märkischen Viertel haben etliche Köpfe und Hände mitgewirkt. Und das Resultat kann sich sehen lassen. Auf dem Gelände des FACE-Familienzentrums am Wilhelmsruher Damm 149 lädt der nagelneue Seilparcours jetzt zum ausgiebigen Hangeln, Balancieren und Erklimmen ein. In einigen Metern Höhe – aber auch auf Schwindelfrei-Niveau. Die Spiel- und Sportanlage aus leuchtend orangefarbenen Stricken hat eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte: Sie wurde von geflüchteten Männern für die Kinder und Jugendlichen im Bezirk gebaut.
Idee und Initiative stammen vom Diakonischen Werk Reinickendorf (DRW) und dem Integrationsbeauftragten im Rathaus Oliver Rabitsch. „Als im vorigen Jahr so viele Menschen zu uns kamen, haben wir zusammen überlegt, was wir tun können“, erzählt Thomas Maier, Geschäftsführer des DRW. „So entstand der Plan für ein Integrationsprojekt, das Flüchtlinge und die Menschen aus dem Märkischen Viertel zusammenbringt.“ Gedacht, getan. Schnell war der Kontakt zum Marie-Schlei-Haus hergestellt. Im AWO Refugium am Eichborndamm leben Menschen mit einem besonderen Schutzstatus. Viele sind traumatisiert. Die Arbeit am Klettergarten bot einer Gruppe Männer eine willkommene Chance, mal aus dem Heimalltag herauszukommen. Um etwas Nützliches zu schaffen.
„Zwei Wochen lang waren sie jeden Tag hier und haben kräftig zugepackt“, erzählt Thomas Maier. Schließlich galt es, rund 60 Tonnen Erde auszuheben und durch 100 Tonnen Spezialsand zu ersetzen, der bei Klettergärten vorgeschrieben ist – für den so genannten Fallschutz. Außerdem mussten Beton gegossen, die Pfosten eingesetzt, die Seile montiert und Einzelteile zum fertigen Parcours zusammengesetzt werden. All das geschah unter Anleitung von Fachkräften. Die stellten diverse Reinickendorfer Unternehmen ebenso kostenlos wie das Material. So haben der Bezirk und die Apostel Petrus Gemeinde quasi rund 60.000 Euro „gespart“. Sach-, Kraft- und/oder Geldspenden kamen vom Evangelischen Kirchenkreis, von der Gesobau, den Firmen Seilfabrik, Bergmann, Schmitt und Sohn, MRA sowie dem Netzwerk „Willkommen in Reinickendorf“, kurz WIR. Die Unternehmen wollen nun auch Praktika für die am Bau beteiligten Flüchtlinge anbieten – teils mit der Aussicht auf einen Anschlussjob.
Zu den Gästen des Eröffnungsfests zählte der für Integration zuständige Stadtrat Uwe Brockhausen (SPD). „Der Klettergarten und seine Geschichte sind nicht alltäglich“, sagte er in seinem Grußwort. „Mit diesem Projekt senden wir über das Märkische Viertel und den Bezirk Reinickendorf hinaus ein Signal für gelungene Integration.“
Der Seilklettergarten ist allerdings nicht jederzeit für jedermann zugänglich – sondern nur zu den Öffnungszeiten des FACE-Familienzentrums. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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