"Keine Sackgasse"
Reinickendorfer SPD hält an der Idee einer U8-Verlängerung fest

Ein Bus auf dem Wilhelmsruher Damm unterwegs ins Märkische Viertel. Eine U-Bahn als Alternative für die Bewohner wird es wohl auch in ferner Zukunft nicht geben. | Foto: Thomas Frey
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  • Ein Bus auf dem Wilhelmsruher Damm unterwegs ins Märkische Viertel. Eine U-Bahn als Alternative für die Bewohner wird es wohl auch in ferner Zukunft nicht geben.
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Alle paar Minuten durchquert ein Bus den Wilhelmsruher Damm. Er bewegt sich meist im dichten Verkehr zum oder vom Märkischen Viertel. Wichtigste Ein- und Aussteigestelle ist der S- und U-Bahnhof Wittenau.

Der Bahnhof sollte eigentlich Ausgangspunkt für eine Verlängerung der U8 werden. Diese Idee gibt es genau so lange wie das Märkische Viertel selbst. Mehr als 50 Jahre also. Eine aktuelle Machbarkeitsstudie des Berliner Senats empfiehlt jedoch, das Vorhaben "zurückzustellen". Was nichts anderes heißt, dass es auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben ist.

Die Reaktionen aus der Politik in Reinickendorf sind von Enttäuschung geprägt. Die Entscheidung sei "nicht nachvollziehbar", hieß es bei CDU und SPD. Vor allem die Sozialdemokraten üben heftige Kritik an Grünen-Verkehrssenatorin Regine Günther. Eine Chance zur Verkehrswende sei verpasst worden.

Bei der U8-Verlängerung fallen laut der Machbarkeitsstudie vor allem folgende Punkte negativ ins Gewicht: Während der Bauarbeiten müsste der Wilhelmsruher Damm als Hauptverkehrsachse weitgehend lahmgelegt werden. Zudem gäbe es an der Endstation keinen Umsteigeknoten. Der letzte Haltepunkt befinde sich in einer "Sackgasse".

Das prognostizierte Fahrgastaufkommen wird nur auf rund 25 000 pro Tag geschätzt. Zum Vergleich: Für die Spandauer U7-Verlängerung vom Rathaus zur Heerstraße Nord werden 35 000 bis 40 000 Fahrgäste täglich erwartet. Die geringere Zahl ergebe sich vor allem deshalb, weil in der Großsiedlung Märkisches Viertel mit immerhin rund 50 000 Einwohnern auch viele Bereiche etwas abseits der Hauptmagistraße Wilhelmruher Damm liegen. Wer dort wohne, würde nicht zwingend die U-Bahn nutzen.

Die Bezirks-SPD wendet dagegen ein, dass die Verlängerung der U8 zum künftigen Regionalbahnhof Rosenthal verlaufen könne. Dort gebe es dann eine Verbindung zur Heidekrautbahn. "Keinesfalls wäre die U8 dann eine Sackgasse", befand ihr Kreisvorsitzender und Abgeordneter Jörg Stroedter. Die Heidekrautbahn soll in den kommenden Jahren auf ihrer ursprünglichen Stammstrecke reaktiviert werden. Vor kurzem gab es dazu am Bahnhof Wilhelmsruh einen eher symbolischen ersten Spatenstich. Die Trasse in Richtung Umland verläuft zwar auf Berliner Gebiet durch den Bezirk Pankow. Führt aber über weite Teile entlang der Bezirksgrenze zu Reinickendorf. An der Lessingstraße ist auch ein Haltepunkt geplant, der zumindest Teile des Märkischen Viertels anbinden soll. Mit der Fertigstellung ist frühestens Mitte des Jahrzehnts zu rechnen.

Allerdings räumt die SPD selbst ein, dass die Heidekrautbahn für die meisten Bewohner des Märkischen Viertels keine wirkliche Alternative sei. Wohl aber für Pendler aus dem Umland. Sie könnten am Bahnhof Rosenthal in die U8 umsteigen und in die Innenstadt weiterfahren. Dadurch würden die prognostizierten Fahrgastzahlen steigen.

Des Weiteren kritisiert die SPD, dass die Studie anderen Aspekten wie zum Beispiel der Umweltbelastung zu wenig Beachtung schenke. "35 Busse dieseln jede Stunde durch das Märkische Viertel und verschmutzen die Luft ebenso wie der sehr hohe Anteil an Autos", erklärte Ulf Wilhelm (SPD), Vorsitzender des Umweltausschuss der BVV.

Auch dass die Studie die Verkehrseinschränkungen am Wihelmsruher Damm während der Bauphase als Argument gegen eine Verlängerung anführt, überzeugt die SPD nicht. Einschränkungen solcher Art habe es schon bei der Verlängerung die U8 bis Wittenau gegeben, als der Eichborndamm teilweise gesperrt war. Am Bahnhof Wittenau ist die U-Bahn 1994 angekommen. Sie bis zum Märkischen Viertel zu verlängern, dafür reichte damals das Geld nicht.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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