Schwimmvereine stöhnen über hohe Gebühr
Teures Parken am Stadtbad im Märkischen Viertel
Lonny Riemke ist Vorsitzende der Schwimmabteilung des TV Waidmannslust und Übungsleiterin für Wassergymnastik. Außerdem bietet ihr Verein unter anderem Schwimmkurse für Flüchtlingskinder im Stadtbad Märkisches Viertel an. Dort gibt es aber nicht nur bei Lonny Riemke derzeit Ärger. Grund dafür sind die massiv gestiegenen Parkgebühren an der Schwimmhalle.
Vor Kurzem hat es einen Pächterwechsel gegeben. Dieser hat die Parkgebühren kräftig erhöht. Musste zuvor für zwei Stunden ein Euro bezahlt werden, kostet die die gleiche Zeit jetzt 2,50 Euro. Bei Überschreitung sind fünf Euro fällig. Dieser Tarif gilt dann für den ganzen Tag. Richtig teuer wird es außerdem, wenn die Parkzeit auch nur um wenige Minuten überschritten wird. Dann folgt eine Strafzahlung in Höhe von 29,90 Euro.
Seit dem Preisanstieg seien die Schwimmstunden keine Entspannung, sagt Lonny Riemke. Sie löse in der Regel für zwei Stunden, schon weil sie nicht auch noch den doppelten Betrag entrichten wolle. Ihre Kurse dauern zwar nur eine Stunde. Aber schon durch das Aus- und Anziehen nähert sie sich schnell der doppelten Zeit. "Wenn dann noch jemand etwas mit mir bereden möchte, muss ich den oft stehen lassen, weil ich ja schnell zu meinem Auto muss."
Mehr als 20 Vereine nutzen die Schwimmhalle und teilten den gleichen Ärger über die saftige Erhöhung der Parkplatzgebühr. Ausnahmen gibt es nicht einmal für die Mitarbeiter im Stadtbad. Stellen sie dort ihr Auto ab, werden pro Arbeitstag fünf Euro fällig.
Eigentümer der Parkfläche sind die Berliner Bäder-Betriebe (BBB). Die Einnahmen aus den Parkautomaten gehören auch den BBB, erklärt BBB-Sprecherin Claudia Blankennagel. Der Pächter erhalte den Erlös aus den Strafzahlungen. Wahrscheinlich sind die Knöllchen deshalb meist so schnell nach einer Zeitübertretung am Auto, mutmaßt Lonny Riemke.
Da die Bäder-Betrieber die Parkgebühren kassieren, bestimmen sie auch den Tarif. Die Gebühr orientiere sich an den Kosten der anderen Parkplätze in der Umgebung "und damit an der Marktlage", sagt Claudia Blankennagel. Sie würden dort auf gleichem Niveau liegen. Die BBB seien zwar als landeseigenes Unternehmen und der allgemeinen Daseinsvorsorge verpflichtet, müssen aber auch auf die Wirtschaftlichkeit achten. Zudem sei die Fläche ein öffentlicher Parkplatz, der auch von nicht-Badegästen genutzt werden könne. Für die Besucher des Stadtbads bestehe wiederum "kein Zwang", ihn unbedingt in Anspruch zu nehmen. Die Anreise wäre auch auf anderen Wegen, etwa mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich.
Lonny Riemke wendet dagegen ein, dass die Schwimmhalle im Märkischen Viertel am Rand des Bezirks liege und für viele Menschen in Reinickendorf mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen sei. Hinzu kommt, dass das Stadtbad aktuell die einzig geöffnete öffentliche Schwimmhalle ist. Im Paracelsus-Bad finden voraussichtlich bis 2023 Bauarbeiten statt.
Unabhängig von den gestiegenen Parkgebühren ärgert sich die Kursleiterin auch darüber, dass es ganz offenbar bei den Berliner Bäder-Betrieben an Wertschätzung für das Engagement von Ehrenamtlichen mangelt. Diese leisteten einen freiwilligen Dienst und müssten dafür noch üppig bezahlen.
Immerhin gibt es inzwischen Überlegungen bei den Bäder-Betrieben, ein Monatsticket für den Parkplatz anzubieten. Es könnte zwischen 50 und 60 Euro kosten. Für ehrenamtliche Übungsleiter dürfte ein solches Ticket allerdings wohl keine Option sein.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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