In Malchow können Städter ein neues Gefühl für die heimische Natur entwickeln
Malchow. "Unser Bild von der heimischen Natur ist kaum mehr als eine schöne Vorstellung", sagt die Biologin und Umweltpädagogin Beate Kitzmann. Sie arbeitet in der Naturschutzstation Malchow und hat sich mit unserer Reporterin Karolina Wrobel über Stadtbewohner und ihre Sehnsüchte unterhalten.
"Eine im Feld blühende Mohnblume ist für viele Menschen ein idealtypisches Bild von unserer Natur", sagt Beate Kitzmann und schmunzelt. Die Mohnblume, weiß die Biologin, gehört aber gar nicht zu den heimischen Blumen. "Sie wurde von den Römern hierher gebracht und hat sich durch den Einfluss des Menschen verbreitet. Die Wiesen in unseren Breitengraden waren ursprünglich nicht besonders blumenreich."
Wogende Wiesen, wilde Wälder: Die meisten Menschen haben diese romantischen Bilder im Kopf, wenn sie an Natur denken. Aus der Sicht der Biologin sind diese Vorstellungen nicht falsch, wenn auch nicht gerade wissenschaftlich. "Das Gefühl für die Natur ist eine elementare Grundlage für das Menschsein", sagt Kitzmann. "Mir geht es vor allem darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Und das heißt, auch ein Bewusstsein für das verinnerlichte Bild. Denn die Natur, das ist für uns Menschen zuallererst ein Gefühl."
Und das wurzelt in der Kindheit. "Es sind die sinnlichen Erlebnisse, die uns prägen. Viele ältere Menschen erinnern sich bis heute an den Geschmack und den Geruch einer Tomate, die in ihrer Kindheit so ganz anders war, als wir es heute bei der Supermarktware erleben. Ich persönlich erinnere mich noch an das Abernten eines Pflaumenbaums, an das Sensen einer Wiese ... Gerüche, Farben, all das macht das Bild von Natur aus", sagt die Umweltpädagogin.
Wer in der Stadt aufwächst, dem entzieht sich aber oft die sinnliche Naturerfahrung. "Wir wohnen in Wohnungen, haben eine komfortable Zentralheizung. Den Wechsel der Jahreszeiten bekommen die meisten nicht mehr hautnah mit". Viele sehnen sich dann nach einer Natur, die vor allem ein Gegensatz zur Stadt sein soll. Deshalb könne ein Spaziergang in einer Parkanlage diese Sehnsucht nicht stillen.
"Den Park erlebt der Städter als gestalteten Lebensraum. Er will aber in die ‚unberührte‘ Natur, die er mit Wildheit und Freiheit gleichsetzt", so die Biologin. So mancher fliegt deshalb bis nach Neuseeland. Dabei gibt es auch in zu Hause Wildheit. "Die fände der Städter schon auf einer gewöhnlichen Baulandbrache. Doch diese Vegetation entspricht eben nicht dem Ideal." Um dem Ziel "zurück zur Natur" näherzukommen, sei es deshalb wichtig, mehr Bewusstsein für die heimische Flora und Fauna zu entwickeln.
Das geht kinderleicht, nämlich in der Natur selbst. Seit vielen Jahren leitet Beate Kitzmann die Naturschutzstation Malchow, wo Projekte für Kinder und Jugendliche stattfinden. Hier können aber auch erwachsene Städter heimische Natur kennenlernen.
Gelegenheit dazu gibt es etwa am 17. Oktober beim Tag der offenen Tür. Zwischen 12 und 17 Uhr lädt die Naturschutzstation in die Dorfstraße 35 ein. Neben dem Einblick in die Räume des denkmalsgerecht sanierten Stalls steht den Besuchern der Erlebnisgarten, der NaturHofladen und das Storchencafé offen.
Am 1. November gibt es die Gelegenheit für eine Kremserfahrt durch die Falkenberger Rieselfelder. Beate Kitzmann wird dann viel Wissenswertes über diese Kulturlandschaft, ihre Vegetation und die Landschaftspflege durch Rinder berichten. Die Fahrt findet von 14 bis 17 Uhr statt und kostet sieben Euro, Kinder zahlen fünf Euro. Ein Lunchpaket gibt es für vier Euro. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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