Verein „Wir für Malchow“ pflanzt an der Dorfstraße ein Weihnachtsbäumchen
Malchow. Der Lichtenberger Ortsteil gilt als Berlins kleinstes Straßendorf – was netter klingt, als es ist. Der Nonstop-Durchgangsverkehr auf der B2 macht dem Dorf und seinen Bewohnern zu schaffen. Ein frisch gepflanzter Weihnachtsbaum soll nun wenigstens im Advent für ein etwas beschaulicheres Bild sorgen.
Eine Kiefer als Weihnachtsbaum? Warum keine Nordmanntanne, keine Fichte? Bernd Tanneberger vom Vorstand des Vereins „Wir für Malchow“ kann das genau erklären. „Zu miese Wachstumsbedingungen“, sagt er. „Wir wollen den Baum ja behalten – er soll uns in den nächsten Jahren immer wieder Freude machen, soll groß und kräftig werden. Also muss er die Chance haben zu überleben.“ Was an der viel befahrenen B2 für empfindliche Pflänzchen bestimmt kein Leichtes ist. Außerdem brauche die Nordmanntanne ein feuchtes Seeklima, ergänzt der Vereins-Vize. „Fichten wiederum leiden oft unter Blattlaus-Befall, was ihnen schnell den Garaus macht. Unsere Waldkiefer schmeckt dem Schädling nicht, und sie kommt sogar mit Trockenheit und schlechtem Boden klar.“
Seit dem 4. November steht nun also das knapp 2,50 Meter hohe Kiefernbäumchen, das noch nicht so recht an den Klassiker der Weihnachtsdeko erinnern will, an der Malchower Dorfstraße. Vor dem Synanoyn-Domizil, Höhe Hausnummer 10, soll das Nadelgehölz wachsen, gedeihen und künftig alle Jahre wieder in der Adventszeit ein Lichterkleid bekommen.
Die Idee dazu hatte Vereinsmitglied Simone Wojtassek. Sie ist in Malchow geboren und aufgewachsen. „Früher war das mal schön hier“, erzählt sie. „Davon ist nicht viel geblieben, dieser ständige Verkehr zerschneidet unser Dorf und nervt.“ An den Wochenenden fährt Simone Wojtassek mit ihrem Mann gern ins nahe Brandenburg. „Wenn wir dort in der Adventszeit unterwegs sind, sehen wir überall beleuchtete Weihnachtsbäume. Da dachte ich, so ein Blickfang wäre für Malchow doch auch was.“ Ein wenig mehr vom alten Dorfcharakter – das wünschen sich die Wojtasseks wie viele Malchower. Das weihnachtlich geschmückte Kiefernbäumchen soll dazu ein kleiner Beitrag sein.
Simone Wojtassek nutzte eine Mitgliederversammlung des Vereins, um ihren Vorschlag kundzutun. „Wir waren gleich von der Idee überzeugt“, erzählt der Vereinsvorsitzende Karsten Günther. „Genau solche Projekte stärken das Heimatgefühl in Malchow.“ Dass es kein Wegwerfbaum sein sollte, war von Anfang an klar. Allerdings kosten die lebenden Exemplare ein Vielfaches der Nadelbäume, die alljährlich im Dezember in den „Tannenparadiesen“ auf ihren kurzen Glanzauftritt warten. Also klopfte der Verein beim Bezirksamt Lichtenberg an. Mit Erfolg. 800 Euro bekam er für sein Weihnachtsbaumprojekt aus dem Förderprogramm FEIN – Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften.
„Tradition, Heimatpflege und Ehrenamt sind wichtig für den Zusammenhalt einer Gemeinschaft“, sagt der Lichtenberger Umweltstadtrat Wilfried Nünthel (CDU), der beim Einsetzen des Bäumchens in die Malchower Erde half und selbst zum Spaten griff. „Diese wertvolle Arbeit unterstützen wir als Bezirksamt gerne.“
600 Euro zahlte der Förderverein für die kleine Waldkiefer, auch Weißkiefer, Rotföhre oder Forche genannt. „So bleiben uns noch 200 Euro für den Lichterschmuck“, konstatiert Bernd Tanneberger. Ob die LED-Leuchten schon in diesem Jahr an die Zweige kommen, ist allerdings fraglich. „Wir müssen schauen, ob und wie der Baum anwächst.“ Wenn alles gut geht, dürfte sich das Kieferchen in den kommenden Jahren doch noch zum stattlichen Weihnachtbaum mausern. Die Wachstumsprognose im besten Fall: zwölf Meter. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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