Gefahr durch Spiegelungen
Vogelschlag an Verglasungen fordert besonders im Herbst viele Opfer

Biologin Beate Kitzmann macht auf die Gefahren aufmerksam. | Foto:  Naturschutz Berlin-Malchow
  • Biologin Beate Kitzmann macht auf die Gefahren aufmerksam.
  • Foto: Naturschutz Berlin-Malchow
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Das Bauen mit Glas erfreut sich auch im Bezirk großer Beliebtheit. Aber Gebäude mit viel Glas sind für Vögel gefährlich.

Darauf macht der Verein Naturschutz Berlin-Malchow aufmerksam. „Im Gegensatz zu uns Menschen erkennen Vögel Glas nicht als Hindernis“, erklärt Geschäftsführerin Beate Kitzmann. „Bäume und Sträucher in näherer Umgebung spiegeln sich. Der Vogel versucht, den sich spiegelnden Baum anzufliegen.“

Millionen Vögel verenden

Laut Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten verenden Millionen Vögel pro Jahr durch Glaskollisionen. Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln. Beate Kitzmann: „Sogenannte Beutegreifer sorgen meist dafür, dass die Kollisionsopfer schnell verschwinden. Abdrücke an Scheiben sind nicht immer zu finden. Opfer, die den Aufprall überleben, retten sich ins nächstgelegene Grün und verenden meist dort, wo ein Zusammenhang mit einem Glasanprall nicht mehr herzustellen ist.“ Die Kollisionen häufen sich vor allem zur Zeit des Vogelzugs. Auch Licht spielt eine Rolle. Nächtliche Beleuchtung in Ballungsräumen zieht Vögel an. Ragen aus der Stadtlandschaft Hochhäuser aus Glas heraus, ist das fatal. Prominentes Beispiel für Vogelschlag in Berlin ist der Flughafen BER. Seit 2012 verenden dort jährlich mehrere Tausend Vögel, berichtet Beate Kitzmann.

Das erhöhte Tötungsrisiko verstoße gegen den Paragrafen 44 des Bundesnaturschutzgesetzes, welcher besagt, dass bei in Europa natürlicherweise vorkommenden Vogelarten ein striktes Tötungsverbot gilt, erklärt die Biologin. Trotzdem werden immer noch zahlreiche Bauwerke ohne ausreichende Schutzmaßnahmen genehmigt und errichtet. Die Naturschutzbehörden dürfen allerdings im Nachhinein auf Grundlage des Gesetzes Nachrüstungsmaßnahmen fordern. „Wünschenswert wäre, bereits während der Planung solche Maßnahmen mit zu bedenken“, sagt Beate Kitzmann.

Silhouetten helfen nicht

Maßnahmen, um Vogelschlag zu vermeiden, sind beispielsweise bewegliche Außenjalousien, die sich abends und am Wochenende schließen. Die bekannten Silhouetten von Greifvögeln an Scheiben haben keinen Effekt bei heimischen Singvögel. Sie erkennen einen Greifvogel nämlich in der Luft an seinen Bewegungen, nicht an der Silhouette. Ebenso haben sich UV-Markierungen mit Stiften nicht bewährt. „Wirksam sind Folien mit verschiedenen Mustern“, sagt die Biologin.

Das Lichtenberger Umwelt- und Naturschutzamt gehe Hinweisen von Bürgern, die Vogelschlagopfer melden, immer nach, erklärt die zuständige Stadträtin Filiz Keküllüoğlu (Bündnis 90/Die Grünen). „Dies geschieht unabhängig davon, ob es sich um ein öffentliches oder privates Gebäude handelt.“ Aktuell liege beispielsweise eine Beschwerde zu einer Schwimmhalle vor. Die Bäderbetriebe sind angeschrieben worden und bemühen sich, Abhilfe zu schaffen. Risikobewertungen zu Vogelschlag werden im Bezirk indes nur bei Neubauten vorgenommen. Bestandsgebäude werden nicht bewertet. Aber wenn bei Bestandsgebäuden Vogelschlag bemerkt wird, werden die Eigentümer angeschrieben, um Vermeidungsmaßnahmen durchzuführen, erklärt die Stadträtin. Bürger, die Vogelschlag an verglasten Gebäudefassaden im Bezirk feststellen, können diesen per E-Mail an artenschutz@lichtenberg.berlin.de melden, so Filiz Keküllüoğlu.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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