Mariendorf. Nach der Übergabe der für drei Millionen Euro frisch sanierten Gasometerkonstruktion an den neuen Eigentümer ist der Gasag-Standort Mariendorf endgültig Geschichte. Der über 100 Jahre alte und unter Denkmalschutz stehende Gasometer soll ein neues Innenleben bekommen.
Rund 100 Jahre lang wurde die Stadt mit im Mariendorfer Gaswerk produzierter Energie versorgt. Zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende galt das Kohle in Gas umwandelnde Werk als eine der modernsten Anlagen dieser Art in Europa.
Der über 40 Meter hohe und weithin sichtbare Gasometer war übrigens schon, als er 1901 in Mariendorf nach dem Stabilbaukastenprinzip zusammengesetzt wurde, nicht mehr ganz neu. 1892 zunächst in Wien aufgebaut und in Betrieb, wurde er nach Streitigkeiten der einstigen Eigentümer und Betreiber neun Jahre später nach Mariendorf - damals noch vor den Toren Berlins gelegen - verfrachtet und von einem britischen Unternehmen weiterbetrieben. 1918 wurde das Gaswerk mit knapp 110 000 Kubikmetern Fassungsvermögen von der Deutschen Gasgesellschaft AG übernommen, aus der später die Gasag wurde. Ende der 1990er-Jahre wurde die Berliner Gasversorgung von Stadtgas komplett auf Erdgas umgestellt. Fortan wurde das Mariendorfer Werk nicht mehr gebraucht und stillgelegt. 2013 hat die Gasag das über 400 000 Quadratmeter große Gelände und die erhaltenen, ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden Gebäude und Industrieanlagen zwischen Teltowkanal, Lankwitzer und Ringstraße an die Investorengruppe BMDF Gewerbepark Berlin-Mariendorf GmbH & Co. KG verkauft.
Wie berichtet, will unter anderem eine US-Brauerei in einem Teil der ehemaligen Industriehallen zu Füßen des Gasometers in den kommenden Jahren Bier brauen und einen Biergarten eröffnen. BMDF-Geschäftsführer Klaas Vollbrecht erklärte bei der offiziellen Übernahme des Industriedenkmals am 15. Oktober, dass die künftige Nutzung des Gasometers zwar noch offen sei, nun aber Ideen entwickelt werden. Da konnte der Gasag-Vorstandsvorsitzende Stefan Grützmacher dem neuen Eigentümer nur noch viel Erfolg wünschen. Den wünscht auch Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD). Sie freut sich über die gelungene Sanierung und betont: "Wir sind stolz auf unseren Gasometer als wichtiges Kulturerbe."
Horst-Dieter Keitel / hdk
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