Kleingärtner kämpfen weiter
„Morgengrauen“-Pächter beharren auf ihrem Ersatzanspruch

Im Sommer 2021 bestand der kleinere Teil der Kolonie am Wolfsburger Weg noch. Die Kündigungen kamen im November.  | Foto:  Schilp
  • Im Sommer 2021 bestand der kleinere Teil der Kolonie am Wolfsburger Weg noch. Die Kündigungen kamen im November.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Die 100-Jahr-Feier im September 2021 konnte noch über die Wiese gehen, doch dann war Schluss. Die Kleingartenkolonie „Morgengrauen“ in Mariendorf ist Geschichte. Auf dem Areal der Lauben entsteht der Neubau einer Integrierten Sekundarschule.

Die Kolonie war zweigeteilt: 57 Gärten befanden sich an der Eisenacher Straße 53 und 17 am Wolfsburger Weg 13. Den Pächtern des größeren Teils wurde Ende November 2020 gekündigt, denen am Wolfsburger Weg ein Jahr später. Zum Unverständnis der Gärtner und des Vorsitzenden des Bezirksverbands Tempelhof Reinhard Schramm. „Die Lauben an der Eisenacher Straße hätten noch ein Jahr länger genutzt werden können“, sagt er. Denn trotz der Ankündigung vorbereitender Arbeiten sei nichts geschehen, die Anlage sei zusehends vermüllt, es habe Vandalismus gegeben. „Vor ein paar Tagen wurde endlich ein Bauschild aufgestellt“, erzählt Schramm. Auch die symbolisch aufgestellten Kreuze seien erst jetzt entfernt worden.

Das Hauptproblem: Der Bezirk hatte keine Ersatzflächen angeboten. „Dazu ist er nach dem Bundeskleingartengesetz aber verpflichtet“, sagt Reinhard Schramm. Bereits vor den Kündigungen hatten die Pächter Vorschläge gemacht, mögliche Standorte angeführt. In der Antwort der damals zuständigen Stadträtin Christine Heiß (Grüne) vom Oktober 2020 hieß es, diese Flächen seien zum Teil in Privatbesitz, kämen wegen anderer Nutzungen nicht infrage oder müssten noch auf ihre Eignung geprüft werden.

Auf eine neue Anfrage des Bezirksverbands vom September 2021 war zu lesen, es gebe „leider keine gravierenden Veränderungen“, die zuständigen Fachabteilungen arbeiteten aber weiterhin „zielführend“ an diesem Thema. Heiß verwies auch darauf, dass nach der Gesetzeslage die Gemeinde, also der Bezirk, Ersatzland bereitzustellen habe, es sei denn, „sie ist zur Erfüllung der Verpflichtung außerstande“. Glück im Unglück: Die meisten der „Morgengrauen“-Pächter konnten in anderen Kolonien untergebracht werden, berichtet Schramm, die meisten im Bezirk, einige auch in Neukölln und in Reinickendorf. Da sie gekündigt wurden, konnten sie auch dort trotz langer Wartelisten bevorzugt aufgenommen werden.

Zufriedenstellend sei das aber nicht, sagt Schramm. Der Bezirksverband wolle jetzt an die aktuell zuständige Stadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne) herantreten und weiterhin für den Ersatzanspruch kämpfen. Unterstützung kommt vom Landesverband Berlin der Gartenfreunde in Form eines Schreibens des Verbandsanwalts. Dort heißt es: „Gelingt es der Gemeinde nicht, Ersatzland bereitzustellen, erlischt die Verpflichtung der Gemeinde nicht.“ Dass sich Grundstücke in Privatbesitz befinden, reiche als Begründung nicht aus. Auch anders genutzte Flächen seien zu prüfen. Eine Stellungnahme des Bezirksamts zum Thema war bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht zu erhalten.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.626× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.969× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.597× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.505× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.