500 Jahre Reformation, aber keine Feier: Martin-Luther-Gedächtniskirche außen vor geblieben
Mariendorf. 500 Jahren hat Martin Luther (1483-1546) seine berühmten 95 Thesen an die Kirchentür zu Wittenberg genagelt und damit die Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche eingeleitet. Die Reformation war die Geburtsstunde der evangelischen Kirche.
Anlässlich der ausklingenden 500-Jahr-Feierlichkeiten des weltgeschichtlichen Ereignisses ist der 31. Oktober in diesem Jahr ausnahmsweise auch in Berlin ein offizieller Feiertag.
Doch obwohl es in Mariendorf an der Riegerzeile 1, Ecke Kurfürstenstraße die weithin bekannte Martin-Luther-Gedächtniskirche (MLGK) gibt, spielte ausgerechnet dieses Gotteshaus in Zusammenhang mit dem Reformationsjubiläum offenbar gar keine Rolle. Nicht einmal am Reformationstag. Auf Nachfrage der Berliner Woche, warum dies so sei, erklärt der Hausherr der MLGK, Pfarrer Hans-Martin Brehm, dass der regionale Reformationsgottesdienst in diesem Jahr im Gemeindezentrum Mariendorf-Süd am Mariendorfer Damm 342 stattfindet. „Das hängt mit dem Zusammenschluss der Gemeinden zusammen. Und damit jede Gemeinde zum Zug kommt und keine benachteiligt wird, werden die wichtigen Veranstaltungen aufgeteilt“, so Brehm.
Könnte aber vielleicht auch sein, dass die MLGK den Kirchenoberen einfach nur peinlich ist. Die erst kürzlich sanierte Mariendorfer Martin-Luther-Gedächtniskirche mit ihrem mächtigen Glockenturm ist nämlich keine gewöhnliche Kirche. Sie wurde von 1933 bis 1935 erbaut und steht heute aufgrund ihrer geschichtlichen Bedeutung unter Denkmalschutz. Der Kirchenbau ist außen wie innen mit gelbbraunen Klinkern unterschiedlicher Färbung und Formate im Stil der neuen Sachlichkeit verkleidet. Die 1936 eingeweihte Kirche gilt mit ihrer unrühmlichen Geschichte und den unzähligen Nazisymbolen als einzigartiges Zeitzeugnis von besonderer historischer Bedeutung für Berlin und Deutschland. Sogar die Orgel mit ihren 50 Registern und 3300 Pfeifen wurde 1935 auf dem Reichsparteitag in Nürnberg geweiht, bevor sie in der Kirche aufgestellt wurde.
Heute wird die Martin-Luther-Gedächtniskirche nur noch zu besonderen Gottesdiensten und kirchenmusikalischen Veranstaltungen genutzt. Auch künftig sollen hier Konzerte, Theateraufführungen und Ausstellungen sowie Symposien und Gedenkveranstaltungen stattfinden. Das nächste Mal gibt es am 9. November anlässlich der Pogromnacht von 1938 einen Gedenkgottesdienst. HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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