Einer Ruine wieder Leben eingehaucht
Die besondere Geschichte der Adlermühle

Nur durch die enorme Tatkraft der Friesen konnte die Adlermühle wieder in einen ansehnlichen Zustand gebracht werden. | Foto: Philipp Hartmann
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  • Nur durch die enorme Tatkraft der Friesen konnte die Adlermühle wieder in einen ansehnlichen Zustand gebracht werden.
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Rund 2500 Sportvereine gibt es in Berlin. Doch keiner von ihnen dürfte ein so außergewöhnliches Vereinsheim haben wie der BSV Friesen 1895. Seit über einem halben Jahrhundert ist der Schwimmverein in der alten Adlermühle am Buchsteinweg einquartiert.

Ronald Meißner (60) kennt deren Geschichte. Er trat bereits mit acht Jahren dem BSV Friesen bei. Sein Vater war Schatzmeister, seine Mutter Schriftführerin. Er selbst war 14 Jahre lang Vorsitzender und ist heute Ehrenmitglied. Natürlich lernte er im Verein auch seine Frau kennen. Ihre drei Kinder sind ebenfalls Mitglieder. Dreimal pro Woche schaut er in der Mühle nach dem Rechten. Als gelernter Elektroniker führt er kleinere Reparaturen durch. Außerdem bereitet er Veranstaltungen vor und kauft Lebensmittel ein. „Es ist nicht einfach, das Ding am Laufen zu halten“, sagt er. Dennoch hört er von anderen Vereinen immer wieder, wie „cool“ dieses Vereinsheim sei.

Die Adlermühle hat viel mitgemacht. Einst habe sie, so erzählt Ronald Meißner, an der Spree gestanden, etwa dort, wo sich heute die Treptowers an der Elsenbrücke befinden. Im 19. Jahrhundert seien viele Mühlen jedoch abgebaut und aus dem Zentrum an den Rand verlegt worden. Eine von ihnen wurde in Mariendorf wiederaufgebaut. 1890 hat sie dort ihren Mühlenbetrieb aufgenommen. Schaden nahm das Gebäude im Zweiten Weltkrieg. So wurden unter anderem Einschusslöcher gefunden. Durch Stürme gingen die Flügel zu Bruch. Nach dem Krieg nutzten die Amerikaner die Mühle noch bis 1959. Um Getreide mahlen zu können, bauten sie einen Elektromotor ein. Danach wurde es einige Jahre ruhig, bis der BSV Friesen kam.

Das Bezirksamt gab dem Verein 1968 die Erlaubnis, sein Vereinsheim in der Adlermühle einzurichten. Die Friesen fanden ein verwuchertes, von Schutt übersätes Gelände vor. Die Mühle war eine Ruine, das Dach löchrig, aus dem Mauerwerk wuchsen Sträucher. Es gab weder Strom noch Wasser. Nur der Elektromotor der Amerikaner war noch da. Mit großer Kraftanstrengung und finanzieller Hilfe aus verschiedenen Quellen konnte der Verein das historische Gebäude über mehrere Jahre wieder in Schuss bringen. 1981 wurden neue Flügel installiert.

Im Erdgeschoss, früher der Wohnraum des Müllers, ist heute der Clubraum mit eine Bar. An den Wänden hängen Wimpel und Medaillen. Auf den Regalen stehen Pokale aus 124 Jahren Vereinsgeschichte. In der ersten und zweiten Etage gibt es Versammlungs- und Veranstaltungsräume. Das Büro ist in der dritten Etage untergebracht. Direkt darüber befindet sich ein Abstellraum mit dem Vereinsarchiv. Und in der fünften Etage ist das erneuerte Bremsrad zu sehen.

Mit 23 Metern Höhe überragt die Adlermühle die umliegenden Wohngebäude. Die Baumkronen ringsherum verhindern jedoch den Ausblick. Weil die Instandhaltung kostspielig ist, zahlen die 1200 Vereinsmitglieder jedes Jahr einen Sonderbeitrag. Ein Umstand, der intern auch schon für Diskussionen gesorgt hat. Dennoch wollen die Friesen unbedingt in der Adlermühle bleiben. Ihren Namen trägt sie laut Meißner im Übrigen wegen der Bronzeplastik eines Adlers über der Eingangstür. Diese sei nach einer Vorlage des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel hergestellt worden. Allerdings handelt es sich um einen Fehlguss, dem Adler fehlt eine Kralle.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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